Das irdische Leben

Musiktheater von Thom Luz und Ensemble
Karten
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
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Kammertheater
Ab Klasse 9
Dauer – ca. 1:30 Std, keine Pause
Stuttgarter Premiere
Fr – 25. Okt 24
Karten
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Vier Menschen stranden in einem leeren Raum und können ihm nicht mehr entkommen – außer durch Gesang. So planen sie singend ihre Flucht – oder ihr Verbleiben in der Falle. Aus Liedern und Sinfonie-Fragmenten von Gustav Mahler bauen Thom Luz und sein Ensemble eine kurze Weltgeschichte in Klängen. Die Produktion erforscht die musikalischen Möglichkeiten eines leeren Saals am Ende der Zeit, in dem vier singende, zweifelnde Figuren gestrandet sind, um Mahlers riesige Orchesterbesetzungen in kammermusikalische Arrangements für ungewöhnliches Instrumentarium zu überführen. Mahlers Musik ist geprägt von der Schwermut, Überforderung und Verängstigung durch die sich schnell verändernde Welt zwischen den Jahrhunderten. Sie erzählt von der Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit, die unser Leben damals wie heute ausmachen, und übersetzt sie in sinfonische und liedhafte Erzählungen, hin- und hergerissen zwischen übermenschlichem Jubel und weltumspannender Traurigkeit. So öffnet sich ein Assoziationsraum über das Leben der Erde und ihre seltsamen Bewohner:innen, zwischen musikalischer Robinsonade und abgründigem Beckett-Wartesaal, in dem sich Mahler ebenso neu entdecken lässt wie der Zusammenhang zwischen Weltüberdruss und Veränderungsoptimismus. Denn so wie Mahlers Lieder und Sinfonien handeln auch Luz’ musikalische Theaterabende zwar oft vom Kosmos des Untergehens, Verzagens, Vergehens, der Erschöpfung der Welt – sind aber trotzdem nie trostlos, sondern im Gegenteil voll von leisem Humor und magisch schönen Theatermomenten.
Konzept / Inszenierung / Raum
Musikalische Leitung
Kostüm
Sounddesign
Technische Leitung / Lichtdesign
Jens Seiler
Dramaturgische Beratung

Besetzung

Mara Miribung
Daniele Pintaudi
Samuel Streiff
*Gäste*Guests

Pressestimmen

Stuttgarter Zeitung
Nicole Golombek, 28. Okt 24
… das Adagietto aus Mahlers fünfter Sinfonie … eröffnet Das irdische Leben; durchgenudelt und gleichzeitig ein immerschöner Hit. Nur eins kommt einem nicht in den Sinn, dass man humorvoll und zugleich voller Respekt damit umgeht. Und doch gelingt genau dies dem vielfach zum Berliner Theatertreffen eingeladenen Schweizer Regisseur Thom Luz und seinem Ensemble. Der gut einstündige Abend … ist nicht nur eine Auseinandersetzung mit Musik, sondern auch mitden Zumutungen der Welt, des Lärms,dem Leiden an der Welt.

[Die Vier] versuchen …den Lärm in ihre Musik zu integrieren, damit ihr irdisches Leben wieder zu einem Konzert, zu großer Kunst wird. Doch immer geschieht, immer nervt etwas. Das ist das Leben. Und das führt dann dazu, dass sie den Absaugrüssel der Klimaanlage ins Gesicht geblasen bekommen, während sie gerade von Lindenduft singen. …

Das Tun der Vier erinnert an Christoph-Marthaler-Abende in einer meditativen Variante. Schön ist der feine Witz, die hintergründige Philosophie. …

Klassikkritik.de
Jörg Riedlbauer, 26. Okt 24
… Vier Personen, eine Dame und drei Herren, erkunden einen trostlosen Raum. … Unter zunächst fahler Funzelbeleuchtung. Die Kommu-nikation zwischen dem skurrilen Theater-Quartett ist auf ein Minimum beschränkt. Umso mehr dringt Musik ans Ohr. …

Luz spielt in seinem Theater-Experiment über Gustav Mahler konse-quent mit diesem „als ob“, der assoziativen Anmutung von Mahler-Elementen .... Und Luz tut dies genauso geschickt, wie Weibel die musikalischen Versatzstücke einrichtete. Mit raffinierten Verfrem-dungseffekten, die den Endzeit- und Endspielcharakter unterstrichen.

Thom Luz und sein geradezu phänomenales Ensemble, dessen Mitglieder gleichermaßen lupenrein intonierend singen, aufrüttelnd rezitieren, auf allen (un)möglichen Instrumenten musizieren und spannungsvoll interagieren können ..., loten in ihrem Mahler-Experiment aus, was für eine Welt hinter einem solchen Gestorben-Sein auf uns warten könnte. …
Zur vollständigen Kritik
Schwäbische Zeitung
Jürgen Berger, 29. Okt 24
Thom Luz reagiert auf Mahler mit vier Schauspielmusikern, die wie neugierige Tonjongleure mit Mahler spielen und zu einer sanft tönenden Odyssee auf einer Bühne starten, die wie ein Orchesterdepot wirkt. Hier wurde der Schrott der Moderne abgestellt …

... der Abend wird getragen von einer Atmosphäre des kreativen Leichtsinns, in dessen Verlauf kindlich anmutende Mahler-Experten sich neugierig all den Gegenständen widmen, die auf der Bühne herumstehen und die man unter Umständen zum Musizieren nutzen kann.

…Mara Miribung, Daniele Pintaudi, Samuel Streiff und Mathias Weibel machen das so konzentriert und hingebungsvoll, dass man gelegentlich den Eindruck hat, eine orchestrale Ausformung von Mahler- Kompositionen zu hören.
Zur vollständigen Kritik
Ludwigsburger Kreiszeitung
Dietholf Zerweck, 02. Nov 24
Einen seltsam unwirklichen Raum hat der Regisseur und Performance-Künstler Thom Luz, der mit seinen Produktionen schon mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen war …, für sein Stück Das irdische Leben geschaffen: Alles liegt im Halbdunkel, auch die merkwürdigen Instrumente, die die Schauspieler mit der Zeit aus dem Gerümpel hervorkramen, sind noch unsichtbar. …

Sehr spielerisch wird das Material der Mahlerschen Sinfonien und Lieder mit einfachsten Mitteln in Szene gesetzt, mehrfach auch im Gesangsquartett. … Was für die vier Protagonisten im Wartesaal ihres Gefangenseins oberflächlich betrachtet zum Zeitvertreib dient …, bekommt durch die Doppelbödigkeit der musikalischen Zitate tiefere Bedeutung.
Zur vollständigen Kritik