Das irdische Leben
Kammertheater
Ab Klasse 9
Dauer – ca. 1:30 Std, keine Pause
Stuttgarter Premiere
Fr – 25. Okt 24
Fr – 25. Okt 24
Vier Menschen stranden in einem leeren Raum und können ihm nicht mehr entkommen – außer durch Gesang. So planen sie singend ihre Flucht – oder ihr Verbleiben in der Falle. Aus Liedern und Sinfonie-Fragmenten von Gustav Mahler bauen Thom Luz und sein Ensemble eine kurze Weltgeschichte in Klängen. Die Produktion erforscht die musikalischen Möglichkeiten eines leeren Saals am Ende der Zeit, in dem vier singende, zweifelnde Figuren gestrandet sind, um Mahlers riesige Orchesterbesetzungen in kammermusikalische Arrangements für ungewöhnliches Instrumentarium zu überführen. Mahlers Musik ist geprägt von der Schwermut, Überforderung und Verängstigung durch die sich schnell verändernde Welt zwischen den Jahrhunderten. Sie erzählt von der Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit, die unser Leben damals wie heute ausmachen, und übersetzt sie in sinfonische und liedhafte Erzählungen, hin- und hergerissen zwischen übermenschlichem Jubel und weltumspannender Traurigkeit. So öffnet sich ein Assoziationsraum über das Leben der Erde und ihre seltsamen Bewohner:innen, zwischen musikalischer Robinsonade und abgründigem Beckett-Wartesaal, in dem sich Mahler ebenso neu entdecken lässt wie der Zusammenhang zwischen Weltüberdruss und Veränderungsoptimismus. Denn so wie Mahlers Lieder und Sinfonien handeln auch Luz’ musikalische Theaterabende zwar oft vom Kosmos des Untergehens, Verzagens, Vergehens, der Erschöpfung der Welt – sind aber trotzdem nie trostlos, sondern im Gegenteil voll von leisem Humor und magisch schönen Theatermomenten.
Konzept / Inszenierung / Raum
Musikalische Leitung
Kostüm
Sounddesign
Technische Leitung / Lichtdesign
Jens Seiler
Dramaturgische Beratung
[Die Vier] versuchen …den Lärm in ihre Musik zu integrieren, damit ihr irdisches Leben wieder zu einem Konzert, zu großer Kunst wird. Doch immer geschieht, immer nervt etwas. Das ist das Leben. Und das führt dann dazu, dass sie den Absaugrüssel der Klimaanlage ins Gesicht geblasen bekommen, während sie gerade von Lindenduft singen. …
Das Tun der Vier erinnert an Christoph-Marthaler-Abende in einer meditativen Variante. Schön ist der feine Witz, die hintergründige Philosophie. …
Luz spielt in seinem Theater-Experiment über Gustav Mahler konse-quent mit diesem „als ob“, der assoziativen Anmutung von Mahler-Elementen .... Und Luz tut dies genauso geschickt, wie Weibel die musikalischen Versatzstücke einrichtete. Mit raffinierten Verfrem-dungseffekten, die den Endzeit- und Endspielcharakter unterstrichen.
Thom Luz und sein geradezu phänomenales Ensemble, dessen Mitglieder gleichermaßen lupenrein intonierend singen, aufrüttelnd rezitieren, auf allen (un)möglichen Instrumenten musizieren und spannungsvoll interagieren können ..., loten in ihrem Mahler-Experiment aus, was für eine Welt hinter einem solchen Gestorben-Sein auf uns warten könnte. …
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... der Abend wird getragen von einer Atmosphäre des kreativen Leichtsinns, in dessen Verlauf kindlich anmutende Mahler-Experten sich neugierig all den Gegenständen widmen, die auf der Bühne herumstehen und die man unter Umständen zum Musizieren nutzen kann.
…Mara Miribung, Daniele Pintaudi, Samuel Streiff und Mathias Weibel machen das so konzentriert und hingebungsvoll, dass man gelegentlich den Eindruck hat, eine orchestrale Ausformung von Mahler- Kompositionen zu hören.
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Sehr spielerisch wird das Material der Mahlerschen Sinfonien und Lieder mit einfachsten Mitteln in Szene gesetzt, mehrfach auch im Gesangsquartett. … Was für die vier Protagonisten im Wartesaal ihres Gefangenseins oberflächlich betrachtet zum Zeitvertreib dient …, bekommt durch die Doppelbödigkeit der musikalischen Zitate tiefere Bedeutung.
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