Glückliche Tage
von Samuel Beckett
„Weite versengte Grasebene, die sich in der Mitte zu einem kleinen Hügel erhebt. Größte Einfachheit und Symmetrie. Grelles Licht.“ So beschreibt Samuel Beckett das Szenario, in das er sein Stück Glückliche Tage einbettet. Im Zentrum steht ein älteres Paar, Winnie und Willie. Die beiden vegetieren im Vakuum der Einöde. Sie stehen am Ende einer Beziehung und am Ende einer Welt. Willie ist schwerhörig und bewegt sich nur noch kriechend voran. Winnie steckt bis zur Brust im Boden – ein weiblicher Torso. Vor der Gewissheit ihres Untergangs flüchtet sie in das rastlos zelebrierte Ritual banaler Betätigungen: in nutzlose Verrichtungen des Alltags und in ein absurdes Spiel mit Gegenständen, die ihren Sinn verloren haben. Winnie kämmt sich die Haare, putzt sich die Zähne, besieht sich selbst im Spiegel – und ihr Fazit klingt forciert wohlgemut: „Keine Besserung, keine Verschlimmerung, keine Veränderung, keine Schmerzen.“ Ein Duft, ein Geräusch, eine Liedzeile aus den Operetten ihrer Jugend – all dies sorgt bei ihr für kurze Euphorie. So beschwören die Monologe ihrer Isolation mal den Glanz jedes einzelnen glücklichen Tags, mal balancieren sie am Rand des Schweigens, das ihren Ehemann Willie bereits umfängt. Auch seine seltenen Lebenszeichen erfüllen Winnie mit Hoffnungsblitzen, die binnen Sekunden verglühen. Ein tragikomisches Stück Weltliteratur und eine Nahaufnahme vom Ende der Zeit.
ca. 1:20h
Regie:
Armin Petras
Bühne:
Kathrin Frosch
Kostüme:
Cinzia Fossati
Video:
Rebecca Riedel
Licht: Gregor Roth
Tongestaltung: Péter Sanyó
Dramaturgie:
Katrin Spira
Fotos: Conny Mirbach
Premiere:
3. März 2017, Kammertheater