Der goldene Topf

Ein Märchen aus neuester Zeit
auf dem Theater erzählt nach E.T.A. Hoffmann
Schauspielhaus
Dauer – ca. 1:15 Std, ohne Pause
Am Himmelfahrtstag stolpert der Student Anselmus in Dresden über den Marktkorb eines Apfelweibes. Obwohl er den Schaden mit seinem letzten Geld ersetzt, verflucht ihn die Alte: Er werde bald in einen Kristall fallen. Sein Missgeschick und sich selbst bedauernd, sitzt Anselmus unter einem Holunderbusch. Da hört er die verführerischen Stimmen von drei Schlangen und verliebt sich in die blauen Augen von Serpentina. Sein Freund, der Konrektor Paulmann, und dessen Tochter Veronika holen ihn zurück in die Realität. Veronika möchte Anselmus heiraten und ein geregeltes Leben an der Seite des angehenden Hofrates führen. Auch er selbst ist der Aussicht auf eine bürgerliche Existenz nicht abgeneigt. Im Haus des Archivarius Lindhorst, für den Anselmus exotische Manuskripte kopiert, begegnet er erneut Serpentina und erliegt der Magie ihrer fantastischen Welt. In Wirklichkeit ist Lindhorst ein Zauberer, der mit seiner Tochter Serpentina vor Urzeiten aus seiner Heimat Atlantis verbannt wurde. Hin- und hergerissen zwischen der bürgerlichen Welt Veronikas und dem Reich der Phantasie, welches Serpentina ihm eröffnet, ereilt ihn der Fluch des Apfelweibes …
„Ein Märchen aus der neuen Zeit“ nannte Hoffmann seine Novelle, die heute als ein Hauptwerk der Romantik gilt. Ihm ging es darum, „die Basis der Himmelsleiter, auf der man hinaufsteigen will in höhere Regionen, im Leben zu befestigen, so dass jeder nachzusteigen vermag.“ Zwischen der Vernunftehe mit Veronika und der magischen Liebe zur Schlangenfrau entscheidet sich der Traumtänzer Anselmus schließlich für ein Leben als Dichter an der Seite von Serpentina im sagenumwobenen Atlantis.
E. T. A. Hoffmann (1776–1822), der selbst eine Doppelexistenz als Künstler und Beamter führte, gilt als Dichter des Unbewussten. Der Konflikt zwischen innerer und äußerer Welt, zwischen der Welt des Geistes und dem materialistisch-bürgerlichen Leben, der sein ganzes Werk durchzieht, wird bei ihm ins Unheimliche und Fantastische gewendet, weshalb er auch den Beinamen Gespenster-Hoffmann bekam.

Premiere: Sa – 18. Mai 19
Inszenierung, Bühne, Kostüm
Mitarbeit Regie
Sebastian Sommer
Mitarbeit Bühne
Moritz Nitsche, Petra Weikert
Mitarbeit Kostüm
Wicke Naujoks
Musik
Alvin Curran
Video
Jakob Klaffs, Hugo Reis
Licht

Audio-Einführung mit Paula Skorupa

Pressestimmen

Stuttgarter Zeitung
Nicole Golombek, 19. Mai 19
"Wie der Regisseur und Bühnenbildner Achim Freyer aus dem Märchen und Schulstoff "Der goldene Topf" von E.T.A. Hoffmann ein Gesamtkunstwerk macht und dabei jeglichen Romantik-Kitsch vermeidet – ein Ereignis!"

"Unheimliche, hypnotische Trugbilder mit Sogwirkung."

"Klar im Vorteil sind da Schauspieler mit prägnanten Stimmen: Gabriele Hintermaier mit durchdringend schneidendem Ton und röhrend, wenn sie an der Drehorgel steht. Felix Strobel lässt aufhorchen mit anrührend Wunderlichem in der Stimme, wenn er trotzige Wut artikuliert und in ratlosem Frageton romantischen Witz ausspielt."

Zur vollständigen Kritik
Die deutsche Bühne
Manfred Jahnke, 19. Mai 19
"Da entfaltet sich die ganze Magie einer surrealistischen Welt des Traums mit alptraumhaften Zügen, eine Welt, die zugleich real und irreal ist. Auf jeden Fall irre schön! Der Sog der Bilder ist so mitreißend, dass man beginnt, diese wie ein Kind mit offenem Mund zu bestaunen. Erstaunlich ist auch, dass in dieser Traumwelt der blauen Blume dennoch die Geschichte deutlich wird ... ."

"In einem so beschaffenen Totaltheater lassen sich keine Einzelleistungen beschreiben, das Ensemble ist einfach großartig: Ohne das feine Zusammenspiel von Boris Burgstaller, Gabriele Hintermaier, Ulrich Hoppe, Amina Merai, David Müller, Valentin Richter, Sven Prietz, Paula Skorupa und Felix Strobel hätte diese Aufführung nicht gelingen können."

"Lange nicht mehr so gestaunt im Theater!"

Zur vollständigen Kritik
Nachtkritik
Thomas Rothschild, 18. Mai 19
"Wenn E.T.A. Hoffmann und der vom Bühnen- und Kostümbild herkommende, inzwischen 85-jährige Achim Freyer auf einander treffen, kann man von einer Liebesheirat sprechen."

"Maske und Kostüm werden ergänzt durch eine raffinierte, den Zuschauerraum einbeziehende Lichtregie und durch Projektionen auf den Gazevorhang im Vordergrund. Was dem Theater weitgehend abhanden zu kommen droht, besteht hier auf seinem Recht: die Sinnlichkeit. Auch Witz ist Freyer nicht fremd."

Zur vollständigen Kritik
Südwest Presse
Otto Paul Burkhardt, 20. Mai 19
"Vollends magisch wird es dann im prachtvoll illuminierten Theatersaal: Über den Zuschauern wölbt sich ein Sternenhimmel aus hunderten von Stablämpchen."

"Freyers widersprüchlicher, grotesker Fantasy-Rausch wirkt durchaus befreiend. Er zeigt uns die nächtliche Seite des Lebens. Das wilde Denken der Romantik."

Zur vollständigen Kritik
SWR2
Christian Gampert, 20. Mai 19
"Entscheidend sind Freyers Bild-Erfindungen, die eine ganz eigene Welt auf die Bühne bringen: einen allegorischen und manchmal auch animalischen, schrägen Zirkus unheimlicher Commedia-Gestalten."
Zur vollständigen Kritik
Südkurier
Monika Köhler, 24. Mai 19
"Freyer ... schafft mit lyrischpoetischen Momenten, mit Pantomime, gestischem Ausdruck und schwereloser Choreografie zwischen Mensch und Puppe eine fantastische Welt zwischen Glück und Untergang .... Für exakt 75 Minuten – die einzige Begrenztheit an diesem audiovisuell überbordenden Abend – ist Freyer aus einem anderen Orbit herabgestiegen, um zu erfreuen."
Zur vollständigen Kritik
Online Merker
Alexander Walther, 19. Mai 19
"Mit unglaublichen Bilderfluten und tausend Einfällen überrascht Achim Freyer bei seiner überaus fantasievollen Inszenierung... . Die von Hoffmann oft empfundene Übereinkunft von Farben, Tönen und Düften erreicht hier den Zuschauer in unmittelbarer Weise."

"Das ist auch das Verdienst der vorzüglichen Schauspieler Boris Burgstaller, Gabriele Hintermaier, Ulrich Hoppe, Amina Merai, David Müller, Valentin Richter, Sven Prietz, Paula Skorupa und Felix Strobel, die virtuos in viele Rollen schlüpfen."

Zur vollständigen Kritik
Esslinger Zeitung
Martin Mezger, 20. Mai 19
„[E]in Märchen nicht aus neuer, sondern ausdrücklich aus "neuester Zeit" will Freyer erzählen – doch von Aktualisierung keine Spur. Oder doch? Am Ende der Erzählung geht Anselmus in das utopische Reich Atlantis ein, wird selbst zur poetischen Phantasie, zur Schrift. Bei Freyer aber geht das Licht aus, die Bühne ist leer, finstere Dystopie tötet Utopie und Phantasie. Schwarze Gestalten – man mag Kabbalisten assoziieren, jüdische Schriftmystiker – schreiten im Finsteren durch einen Spalt ins Nichts. Atlantis wird zu Auschwitz. Eine Warnung in einer rechtnational umkippenden Welt ...."
Zur vollständigen Kritik
"DER GOLDENE TOPF" Trailer
Audio-Einführung zu "DER GOLDENE TOPF" mit Paula Skorupa