Seuls

von und mit Wajdi Mouawad
Eine Produktion des Théâtre national de la Colline

Auf Französisch mit englischen und deutschen Übertiteln
Schauspielhaus
Dauer – ca. 2 Std, keine Pause
Stuttgarter Premiere
Sa – 09. Okt 21
Harwan, ein 30-jähriger Student aus Montreal, der kurz vor der Verteidigung seiner Thesis steht, befindet sich nach einer Reihe zutiefst trivialer Ereignisse über Nacht eingesperrt in einem der Räume der Eremitage in St. Petersburg. Die Nacht wird mehr als zweitausend Jahre dauern und ihn, ohne dass er es für eine Sekunde hätte vorrausahnen können, zurück zu seiner Muttersprache führen, die verborgen unter tiefen Schichten, längst vergessen schien.
Seuls ist Teil von Wajdi Mouawads Schöpfungszyklus namens Domestique. Mouwad erforscht darin neue Arbeitsweisen und Narrative und zeichnet eine umfassende Familienkartografie. Begonnen mit den Monologen Seuls und Soeurs, sowie dem Duo Frères, soll der Zyklus in den kommenden Jahren von Vater und Mutter vervollständigt werden. Durch verschiedene Perspektiven wird eine komplexe Realität beschrieben. Die große Geschichte einer Familie betrachtet durch das Prisma des Inneren.

production La Colline - théâtre national
Coproduction: Au Carré de l’Hypoténuse-France, Abé Carré Cé Carré-Québec, compagnies de création, l’Espace Malraux scène nationale de Chambéry et de la Savoie, le Grand T théâtre de Loire-Atlantique, le Théâtre 71 scène nationale de Malakoff, la Comédie de Clermont-Ferrand scène nationale, le Théâtre National de Toulouse Midi-Pyrénées, le Théâtre d’Aujourd’hui, Montréal, Mars-Mons arts de la scène

Seuls Trailer - La Colline - théâtre national

Inszenierung
Bühne
Emmanuel Clolus
Kostüme
Isabelle Larivière
Musik
Michael Jon Fink
Sounddesign
Michel Maurer
video
Dominique Daviet
Licht
Éric Champoux
Künstlerische Mitarbeit
Francois Ismert
Dramaturgie
Charlotte Farce

Pressestimmen

Stuttgarter Zeitung
Nicole Golombek, 11. Okt 21
"grandiose[s] Solo"

"Diese Identitätsfrage und das Vater-Sohn-Thema werden fein ineinander verwoben: durch Bibelstellen vom verlorenen Sohn, mit Erinnerungen an Düfte und Ereignisse in der Kindheit im kiegsumtosten Libanon, mit einem Gemälde von Rembrandt "Die Rückkehr des verlorenen Sohnes". In den finalen Szenen wird die Frage, wie findet ein Mensch seinen Platz in der Gesellschaft ohne Sprache durchgespielt. Harwan sucht die Freiheit in der Kunst, bemalt den Körper in Actionpainting-Manier, doch sehr bedächtig, konzentriert, mit Farbe. […] Und wenn er sich die Blätter seiner Doktorarbeit an seinen Körper heftet, geht er als Figur selbst in die Literatur ein, wird zu einem Werk. Ein starkes Plädoyer für die Kunst."

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Ludwigsburger Kreiszeitung
Arnim Bauer, 11. Okt 21
"ein[] Theaterabend […], den man wohl so noch nie auf dieser ehrwürdigen Stuttgarter Bühne gesehen hat"

"Diese Art von Theater hat sich Flügel geschaffen, die getragen vom Winde der Fantasie über das Wort hinaus tragen, die Bilder erschließen, die hoch über dem Boden der Realität ein anderes Bild der Dinge zeichnen können. Das ist die tiefere Substanz dieses Abends, eine noch weitgehend unentdeckte Dimension auf der Bühne, eine eigene, neuartige Bildersprache, die in Tiefen vordringt, die das Wort kaum alleine erreicht, die es schafft, mit allen Mitteln zu arbeiten und sie zur Deckung zu bringen, die heute dem Theater zur Verfügung stehen."

"Der Zuschauer verlässt jedenfalls seltsam bestärkt und beglückt das Theater. Und deshalb hat alleine schon durch eine Inszenierung wie "Seuls" Wajdi Mouawad diesen neuen Europäischen Dramatiker-Preis verdient."

Die deutsche Bühne
Volker Oesterreich, 10. Okt 21
"eindringliche[s] Solo"

"Diese Hommage [an den frankokanadischen Theatermacher Robert Lepage] ist witzig, tiefgründig und huldigt zugleich den Zauberkünsten des Theaters, das stets nach den Sternen greift, Fantasiebilder malt und zugleich der Erkenntnis dient."

"Der Autor und Regisseur [Mouawad] spielt den traumverlorenen und von äußeren Zwängen bedrängten Doktoranden voller Intensität."

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Südwest Presse
Otto Paul Burkhardt, 11. Okt 21
"Ein skurriles Bühnensolo, das als Fantasie-Trip irgendwo zwischen Montreal, Beirut und St. Petersburg spielt und Kategorien wie Slapstick, Ich-Suche und Menschheitsfragen durcheinander wirbelt."
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Online Merker
Alexander Walther, 10. Okt 21
"Dieser Schluss wirkt deshalb grandios, unmittelbar, unvergesslich. Da entsteht dann wirklich großes Theater, das den Zuschauer nicht mehr loslässt."
Nachtkritik
Dorothea Marcus, 19. Jul 08
Über die Uraufführung in Avignon:
"Die Kunst von Mouawad ist, Fragmente, Zeit- und Raumsprünge zu setzen, dass sie sich im Kopf des Zuschauers zusammensetzen und Welten öffnen, dass Fantasie und Meta-Realität sich auf der Bühne ständig vermischen und das Philosophische und das Konkrete, das radikal Persönliche und das Allgemeingültige gleichwertig nebeneinander stehen: Ein Realitätsexperiment, eine fantastische, komische, tiefgründige Kopfreise. Und so kommt man heraus aus dem kanadischen Schneetreiben in die Hitze von Avignon und fühlt sich beschwingt, inspiriert und glücklich wie schon lange nicht mehr nach dem Theater."

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