Politik des Theaters – Theater der Politik

Podiumsdiskussion mit Milo Rau und Simon Strauß
Schauspielhaus
Die Theater öffnen wieder, und das Publikum kehrt zurück. Aber welches Theater weist tatsächlich in die Zukunft? Kann, soll, muss das Theater politische Konflikte austragen? Vermag es womöglich nicht nur abzubilden, sondern sogar selbst zu intervenieren? Oder schadet die Politisierung des Theaters einem Raum, in dem eigentlich andere, womöglich fundamentalere Fragen verhandelt werden sollten? In dieser großen Debatte scheinen die Position des Regisseurs und Intendanten Milo Rau und des Theaterkritikers und Autors Simon Strauß auf den ersten Blick völlig gegensätzlich. Eines steht fest: Zumindest die Debatte über die Zukunft des Theaters gehört ins Theater!

Moderation:
Felix Heidenreich (Universität Stuttgart), Carolin Losch (Schauspiel Stuttgart)


In Kooperation mit der Universität Stuttgart, Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung

Milo Rau & Simon Strauß

Der Schweizer Milo Rau, geboren 1977, ist Regisseur und Autor und seit der Saison 2018/19 Künstlerischer Leiter des NTGent. Seit 2002 veröffentlichte er über 50 Theaterstücke, Filme, Bücher und Aktionen. Seine Produktionen waren bei allen großen internationalen Festivals zu sehen, und tourten bereits durch über 30 Länder weltweit. Rau hat viele Auszeichnungen erhalten, unter anderem 2016 den renommierten ITI-Preis des Welttheatertages und 2017 den Peter-Weiss-Preis.
Rau ist auch als Fernsehkritiker, Dozent und Schriftsteller tätig. 2007 gründete Milo Rau das IIPM – International Institute of Political Murder, das sich auf die multimediale Bearbeitung historischer oder gesellschaftspolitischer Konflikte konzentriert: Unter anderem holte die Produktionsgesellschaft die Erschießung des Ehepaars Ceausescu (Die letzten Tage der Ceausescus), den ruandischen Völkermord (Hate Radio) und den norwegischen Terroristen Anders B. Breivik (Breiviks Erklärung) auf die Bühne. 2013 hob er mit zwei mehrtägigen Justiz-Spektakeln (Die Moskauer Prozesse und Die Zürcher Prozesse) ein völlig neues Theaterformat aus der Taufe. Zuletzt sorgte das IIPM mit den international gefeierten Produktionen Five Easy Pieces (2016) und General Assembly (2017) für Aufsehen. 2022 entstand in Zusammenarbeit mit Édouard Louis die performative Lesung The Interrogation am Internationaal Theater Amsterdam.
Simon Strauß, 1988 in Berlin geboren, studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge. Er ist promovierter Historiker und seit 2016 Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Mit seiner 2017 erschienenen Erzählung Sieben Nächte lieferte er ein vieldiskutiertes literarisches Debüt, das auch auf die Theaterbühne gebracht wurde (2019, ETA Hoffmann Theater Bamberg). Sein Buch Römische Tage erschien 2019 im Tropen Verlag. Als Theaterkritiker setzt sich Strauß umfassend mit künstlerischen Positionen und der Situation an deutschen Bühnen auseinander. Zuletzt debattierte er im Theater-Podcast der FAZ über die Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung im Schauspielbetrieb.