Don Carlos
Schauspielhaus
Dauer – ca. 2:45 Std., eine Pause
Premiere
Sa – 14. Jan 23
Sa – 14. Jan 23
Spanien im 16. Jahrhundert. Die Inquisition wütet. Despotismus, Unterdrückung, Bespitzelung und Gewalt sind an der Tagesordnung. Philipp II. regiert sein Weltreich mit schonungsloser Härte. Aus politischem Kalkül, um den Frieden zwischen Frankreich und Spanien zu sichern, hat er Elisabeth von Valois geheiratet, die ehemalige Verlobte seines Sohnes Don Carlos. Dieser liebt seine Stiefmutter, die Königin von Spanien, noch immer – und er weiß, dass dieses Begehren ihn den Kopf kosten kann. Sie drängt den Thronfolger zur Vernunft: „Elisabeth war Ihre erste Liebe. Ihre zweite sei Spanien.“
Carlos’ Jugendfreund, der Marquis von Posa, kämpft an einer anderen Front. In den niederländischen Provinzen, von denen er zurückkehrt, ist ein Aufstand gegen die Willkürherrschaft Philipps im Gange. Für seine Vision von einem besseren Staat auf der Grundlage von Toleranz und Freiheit braucht er Carlos als Verbündeten. Mit ihm gemeinsam will er seine Idee in die Tat umsetzen.
Carlos versucht vergeblich seinen Vater zu überzeugen, ihn statt des Herzogs Alba als Heerführer nach Flandern zu schicken, wo er sich für die Interessen der Niederlande einsetzen will. Sein Wunsch nach politischer Verantwortung erfüllt sich nicht. Er bleibt ein Gefangener und unglücklich Liebender am eigenen Hof. Eine Reihe von Intrigen – Liebes- und Eifersuchtsdramen sowie strategische Machtspiele des Herzogs Alba und des Paters Domingo – bringen auch Posas Pläne zu Fall. Ihm bleibt nur noch, selbst eine aufwendige Intrige zu inszenieren, an deren Ende seine Idee von Freiheit das Licht der Welt erblicken soll ...
Carlos’ Jugendfreund, der Marquis von Posa, kämpft an einer anderen Front. In den niederländischen Provinzen, von denen er zurückkehrt, ist ein Aufstand gegen die Willkürherrschaft Philipps im Gange. Für seine Vision von einem besseren Staat auf der Grundlage von Toleranz und Freiheit braucht er Carlos als Verbündeten. Mit ihm gemeinsam will er seine Idee in die Tat umsetzen.
Carlos versucht vergeblich seinen Vater zu überzeugen, ihn statt des Herzogs Alba als Heerführer nach Flandern zu schicken, wo er sich für die Interessen der Niederlande einsetzen will. Sein Wunsch nach politischer Verantwortung erfüllt sich nicht. Er bleibt ein Gefangener und unglücklich Liebender am eigenen Hof. Eine Reihe von Intrigen – Liebes- und Eifersuchtsdramen sowie strategische Machtspiele des Herzogs Alba und des Paters Domingo – bringen auch Posas Pläne zu Fall. Ihm bleibt nur noch, selbst eine aufwendige Intrige zu inszenieren, an deren Ende seine Idee von Freiheit das Licht der Welt erblicken soll ...
Inszenierung
Bühne
Kostüm
Musik
Video
Licht
Dramaturgie
[…] Gespielt wird in zeitlosen, schicken, in Details verfremdeten Kostümen von Pascale Martin. […] Die Bühne ist kahl, finster, später von kaltem Neonlicht beleuchtet, meist leer bis auf ein paar Stühle, auch umgestoßene, und des Königs Arbeitstisch, auf dem das intrigenspinnende Briefe-Wirrwarr gelegentlich zur Ruhe kommt (Bühne: David Bösch und Falko Herold). Wie Traumszenen wirken Don Carlos’ und Elisabeths Zusammenkünfte. Dann tanzen sie in plötzlich warmem Licht zu Popballaden, ausgelassen wie Kinder, befreit von aller Last. […]
Die junge Königsgattin wird von Frida-Lovisa Hamann als sehr selbstbewusst, klar und entschieden gespielt. Mitnichten als Opfer, sondern sich ihres Amtes und ihrer Verantwortung durchaus bewusst. Den König für Don Carlos zu verlassen, kommt für sie glaubwürdig nicht in Frage. […] Auch Katharina Hauter liefert mit ihrer Eboli – mit Kurzhaarschnitt, rauchend und in coolen Outfits – ein überzeugendes Rollenporträt. Wütend, egoistisch ist ihre Eboli, aber doch auch sehr verwirrt vor Liebe, eine, die die Welt nicht mehr versteht vor lauter Gefühl.
[…] unterhaltsames Schauspieler:innen-Theater.
Es geht der Regie um die psychologischen Wirrungen. Bedrückende tagespolitische Aktualitätsbezüge stellen sich von alleine ein, wenn von Unterdrückung, Überwachung und überfallenen Ländern die Rede ist.
Es ist die Stärke von David Böschs sich auf psychologische Untiefen konzentrierende Inszenierung, dass es viel dunkles Grau gibt, kein Schwarz und Weiß, kein bloßes Gut und Böse. Und dass Schillers Freundschafts- und Liebespathos auf ganz unprätentiöse, anrührende Weise gefeiert wird. Fast noch nie seit der Intendanz von Burkhard Kosminski war der Jubel stürmisch wie nach diesem zweieinhalb Stunden währenden beglückenden Schauspielerfest.
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Bei Bösch entwickelt Schiller oft einen Sprechtheater-Flow, bei dem das spielfreudige Ensemble im Text viel Furor und Kalkül, aber auch viel funkelnden Witz freilegt.
Unterm Strich zeigt David Böschs Regie, dass Schiller auch weitgehend pur noch packen kann – ohne aufwändige Effekte, ohne wohlfeile Gegenwartsbezüge. Nach knapp drei Stunden mit viel Kabale, Liebe und etlichen Leichen gibt es Beifall und Jubel für ein glänzendes Ensemble und eine mutig aufs Wort setzende Regie.
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Keine schrille Aktualisierung, sondern eine sachte Modernisierung, deren Gestus an Alltagserfahrungen des Publikums anknüpft. Dieses Unterfangen gelingt Bösch vorzüglich mit einem starken Ensemble, dem Schillers Verse über die Lippen fliegen, als hätte es nie anders gesprochen.
Ohne Mätzchen, aber mit Köpfchen: Es ist eine Lust, der unangestrengten, bis ins Detail ausgearbeiteten Stuttgarter Seelenzergliederung zu folgen.
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[Marquis Posa] kämpft verbal für die Freiheit abtrünniger Provinzen. Aber David Müller legt seine größte Leidenschaft in die Eitelkeit seiner Figur – sein Marquis sonnt sich im Respekt, den er sich vom Monarchen für seine mutigen und scheinbar selbstlosen Ansichten verdient und legt seine größte Leidenschaft in die Betonung seiner Opferbereitschaft. Diese Selbstbezogenheit herauszuhängen, die auch allen anderen Figuren anhaftet, gelingt Müller furios.
[…] vom Feuer einer auch in den Nebenrollen ungemein starken Besetzung getragen […].
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Ein insgesamt dreistündiger Theaterabend auch mit komischen Momenten, der durch Schillers dramatisches Genie wie durch die tollen Leistungen des Theater-Teams erfolgreich über die Bühne ging.
Begeisterter Applaus mit vielen Bravorufen.