Occident Express

von Stefano Massini
Deutsch von Sabine Heymann

Ein Gastspiel des Hans Otto Theaters Potsdam im Rahmen des 6. Interkulturellen Theaterfestivals MADE IN GERMANY
Kammertheater
Dauer – ca. 1:30 Std, keine Pause
Gastspiel
Mi – 13. Nov 19
Noch nie hat sie ihre Heimat verlassen: Haifa – eine alte Frau aus der Wüste im Norden des Irak. Ihr Mann ist gestorben, ihre Kinder haben das Haus verlassen. Klaglos lebt sie ihr vertrautes Leben. Dann kommen Männer in das Dorf. Männer auf Transportern mit Maschinengewehren in den Händen. Sie erschießen alle Bewohner*innen der Siedlung. Nur Haifa und ihre vierjährige Enkeltochter Nassim überleben das Massaker. Sie begeben sich auf die Flucht aus ihrem durch den Krieg zerstörten Land. Weit weg. An einen Ort, wo es schön ist. Wo sie sicher sind. Irgendwo im fernen Europa. Ein Hirte will ihnen helfen, aber er wird von Terroristen erschossen. Seine drei kleinen Söhne schließen sich der Fluchtgemeinschaft um die mutige alte Frau an. Immer wieder geraten sie in lebensbedrohliche, schier aussichtslose Situationen. Sie erfahren Durst, Hunger, Kälte, Erschöpfung, Mutlosigkeit, aber auch Augenblicke von Euphorie und Hoffnung. Es begegnen ihnen Leute, die aus ihrem Unglück Profit schlagen und sie wie Vieh behandeln. Andere wiederum zeigen überraschend Zeichen von Menschlichkeit. Immer wieder wachsen Haifa Kräfte zu, von denen sie selbst nicht ahnte, dass sie in ihr stecken. Was sie am Leben hält, ist der Wille, nicht zu sterben.

Stefano Massini gehört zu den wichtigsten Autoren der italienischen Gegenwartsdramatik. Seine Stücke werden in ganz Europa gespielt. „Occident Express“ vermittelt auf eindringliche, aber unsentimentale Weise, was die Flucht über die Balkanroute konkret bedeuten kann. Zugleich erzählt das Stück mit archaischer Wucht von einer existenziellen Grenzerfahrung: vom elementaren Kampf des Menschen um sein Leben und seine Selbstachtung.

6. Interkulturelles Theaterfestival MADE IN GERMANY

Bereits zum sechsten Mal veranstaltet das Forum der Kulturen Stuttgart e. V. gemeinsam mit Stuttgarter Kultureinrichtungen im Herbst 2019 das interkulturelle Theaterfestival MADE IN GERMANY. Dabei werden sowohl Inszenierungen von Theaterhäusern als auch Projekte freier Künstler*innen bedacht. Das Spektrum reicht von klassischem Sprechtheater über Tanz-, Musik- und Figurentheater, Performance bis hin zu Kinder- und Jugendtheater. Gemeinsam ist den ausgewählten Stücken die inhaltliche und künstlerische Auseinandersetzung mit Aspekten, Potenzialen, Chancen sowie auch Konflikten und Herausforderungen der Einwanderungsgesellschaften. Alle Produktionen werden zum ersten Mal in Stuttgart gezeigt.
Für die Auswahl der elf Inszenierungen zeichnet eine Bürgerjury aus theaterinteressierten Zuschauer*innen verantwortlich, deren Zusammensetzung die Vielfalt der Stadtgesellschaft widerspiegelt.

Die Auswahl versucht, eine hohe Diversität in den Hintergründen der beteiligten Künstler*innen, in den Inszenierungen, in der Theatererfahrung des potentiellen Publikums sowie in möglichen Geschmäckern und Meinungen der Zuschauer*innen abzubilden.

Eine Veranstaltung vom Forum der Kulturen Stuttgart e. V. gemeinsam mit elf Stuttgarter Partnertheatern: Schauspiel Stutttgart, Junges Ensemble Stuttgart, Kulturwerk, Die Schauspielbühnen in Stuttgart, Studio Theater Stuttgart, Theater am Faden, Theater Atelier, Theaterhaus Stuttgart, Theater La Lune, Theater Rampe und Theater tri-bühne

Weitere Informationen unter www.madeingermany-stuttgart.de

Mi – 13. Nov 19

Um 18:30 Uhr erwartet Sie im Foyer Kammertheater ein Sektempfang mit der feierlichen Festivaleröffnung des 6. Interkulturellen Theaterfestivals MADE IN GERMANY statt

Mit: Kulturstaatssekretärin Petra Olschowski, Kulturbürgermeister Dr. Fabian Mayer, Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski, Forum der Kulturen Stuttgart e.V., der Bürgerjury u.a.

Im Anschluss an die Vorstellung erwartet Sie ein Nachgespräch im Zuschauerraum sowie die Festival-Eröffnungsparty im Foyer Kammertheater mit der Ottencrew

(Der Eintritt für die Festivaleröffnung, das Nachgespräch und die Festival-Eröffnungsparty ist frei)
Inszenierung
Esther Hattenbach
Ausstattung
Regina Lorenz-Schweer
Musik
Johannes Bartmes
Dramaturgie
Christopher Hanf

Besetzung

Rita Feldmeier*
Franziska Melzer*
Jonas Götzinger*
Arne Lenk*
Johannes Bartmes*
Live-Musik
*Gäste*Guests

Pressestimmen

Theater heute
Barbara Burckhardt, Feb 18
„Esther Hattenbach ist sich sämtlicher Fallen der Repräsentation sehr bewusst und umgeht sie geschickt: Umgeben von den Zuschauern, die auf der Bühne und im Zuschauerraum Platz genommen haben, tritt Rita Feldmeier unübersehbar als eine von uns auf, die weißen Haare zum Zopf gebunden, in Hose, Hemd und Turnschuhen.“
Bürgerjury MADE IN GERMANY 2019
2019
„Ein großartiger Beitrag zum verständnisvolleren Umgang mit geflüchteten Menschen.“
„Eine erschütternde Geschichte einer Frau auf der Flucht vor dem Krieg. Die Geschichte hat mich sehr berührt. Unbedingt sehenswert.“

kulturradio rbb
Peter Claus, 24. Jun 19
„Rita Feldmeier macht diesen Abend zu einem großen. Sie schafft es wirklich, den Millionen Menschen, die derzeit weltweit auf der Flucht sind, ein Gesicht und eine Stimme zu geben. Das rührt einen ungeheuer an.“
Potsdamer Neueste Nachrichten
Lena Schneider, 20. Okt 18
„Rita Feldmeier zeigt hier, was ihr in den letzten Jahren teilweise verwehrt blieb, ihre große Kunst. Wann sah man sie zuletzt so blank, so außer sich? Jede Sentimentalität ist ihr fern, sie staunt, motzt, schmollt, wütet eher, als dass sie mit ihrer Geschichte leidet. Was die Geschichte umso glaubwürdiger macht: Eine, die leidet, wäre soweit nicht gekommen.“