Eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2014
Onkel Wanja
Szenen aus dem Landleben in vier Akten
von Anton Tschechow
Deutsch von Angela Schanelec nach einer Übersetzung von Arina Nestieva
Eingeladen zum 51. Berliner Theatertreffen 2014
Die alte Ordnung greift nicht mehr, alles ist durcheinander, die Zukunft ungewiss. Wie soll man leben? Wie handeln? In seinen Szenen aus dem Landleben zeigt Tschechow uns eine Gesellschaft im Umbruch und Wandel, komisch und tief traurig zugleich. Die zwei verzweifelten Schüsse auf den Professor bringen auch keine Lösung. Zweimal trifft Wanja daneben. Was bleibt? Die einen reisen wieder ab, die anderen nehmen scheinbar wie gewohnt ihre liegengebliebene Arbeit wieder auf. Und alle blicken auf das Theater dieses langen Sommers zurück. Dieses pralle Theater der Wünsche und des Begehrens, es steht zuletzt erschreckend leer da. Alle gebotenen Möglichkeiten wurden in diesem unerfüllten Beziehungsreigen ausgeschlagen. Und Wanja musste erkennen, dass der Professor, der Mann seiner verstorbenen Schwester, sein Leben lang ein Parasit war, nichts Eigenständiges leistete und das Leben zweier Frauen zerstört hat. 25 Jahre hatte er ihn unter Verzicht auf sein eigenes Leben durch die in harter Arbeit erwirtschafteten Erträge des Gutes finanziell unterstützt. Und dann will der Professor das Gut, das ihm nicht einmal gehört, zu guter Letzt auch noch verkaufen, um sich in Finnland niederzulassen … Ohne zu bewerten, einfach feststellend, lenkt Tschechow unseren Blick auf das Leben, die Liebe, den Tod, die Zeit, das Geld – und konfrontiert uns mit frühen ökologischen Überlegungen.
Ein Nachdenken über das richtige Leben am Ende einer Epoche. Ein Versuch des Ausharrens im Alten. Lenin wird schon bald Was tun? schreiben. This is the end of the world as we know it. Wie soll der neue Mensch sein? Ist er veränderbar? Onkel Wanja schießt zweimal ins Nichts. Wie weit fliegt die Kugel?
Ein Stück über Zeit und Licht. Über die Schönheit und die Flüchtigkeit des Augenblicks. Vielleicht darüber, dass die Welt nur eine vorübergehende Störung des ungehinderten Lichtflusses ist … Und dann ist da eine junge Frau, Sonja, die geblendet von der Sonne weitermachen will mit alldem – auf dass das Versprechen der Liebe sich einlösen möge.
Robert Borgmann
3:15h, inkl. einer Pause
Regie und Bühne:
Robert Borgmann
Kostüme:
Janina Brinkmann
Musik:
webermichelson
Licht: Sebastian Isbert
Dramaturgie:
Jan Hein
Besetzung:
Elmar Roloff (Alexander Wladimirowitsch, Serebrjakow, Professor im Ruhestand),
Sandra Gerling (Elena Andrejewna, die junge Frau des Professors),
Katharina Knap (Sofja Alexandrowna (Sonja),Tochter des Professors aus erster Ehe),
Susanne Böwe (Maria Wassiljewna Wojnizkaja, Mutter der ersten Frau des Professors/ Marina, eine alte Kinderfrau),
Peter Kurth (Iwan Petrowitsch Wojnizkij (Wanja), Sohn der Maria Wassiljewna Wojnizkaja),
Manuel Harder (Michail Lwowitsch Astrow, Arzt),
Michael Stiller (Ilja Iljitsch Telegin, ehemaliger Gutsbesitzer), Gina Bartel / Nora Liebhäuser
(Sonja, jung), Sven Michelson, Philipp Weber
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Fotos: Ju_Ostkreuz, JU_Ostkreuz
Premiere:
27. Oktober 2013, Schauspielhaus