Im Ferien­lager

von Olga Bach
Karten
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
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Kammertheater
Ab Klasse 9
Dauer – ca. 1:25 Std., keine Pause
Uraufführung
Sa – 11. Jan 25
Karten
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
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Ist ein Ferienlager nicht eigentlich der Ort, wo junge Menschen in ihrer Ferienzeit ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen oder neue Dinge in Gemeinschaft ausprobieren können? Unterstützt von zugewandten, wertschätzenden und erfahrenen Betreuern? Doch was macht das mit jungen Menschen, wenn sie im Ferienlager Einblicke über die „Wurzeltheorie“ erhalten und Abbilder der menschlichen Entwicklungsstufen in Folge basteln dürfen? Ein Bauernhof im Mannheimer Umland, 1923: Die neue Chorleiterin Luise bekommt Zweifel an der Glaubhaftigkeit dieser „Gemeinschaft“. Auch Lokalreporterin Ruth hegt seit geraumer Zeit Verdacht gegen den Heimleiter Heinrich und das Ferienlager und recherchiert im Umfeld. Der Jugendliche Emil vertraut sich der Chorleiterin an und erzählt über seine Mobbingerfahrungen und das Misstrauen bestätigt sich. Als kurz darauf im nah gelegenen Wald eine Leiche entdeckt wird und der Mordverdacht auch noch auf den Betreuer Luis fällt, eskaliert die Situation. Der Heimleiter und die Jugendlichen halten ihre Ängste nicht mehr im Zaum und es offenbart sich, wie diese in Rassismus und Diskriminierung umschlagen.

Autorin und Juristin Olga Bach (Nachwuchsautorin des Jahres 2017) zeigt beängstigend drängende Themen unserer Zeit wie Diskriminierung, Festigung von ausgrenzenden Stereotypen, Ideologisierung im außerschulischen Bereich und Alltagsrassismus auf. Vor allem erzählt ihr neustes Stück davon, wie junge Menschen beeinflussbar sind und sich selbst ideologisch vom demokratischen Konsens zunehmend entfernen.
Inszenierung
Kostüme
Musik
Chorleitung
Dramaturgie

Besetzung

Amelia Bartmann, Lea Birk, Philina Busch, Charlotte Gerlach, Julius Grimmer, Marek Hilgarth, Juli Hilpert, Rebecca Kustek, Oskar Marx, Marie-Sophie Million, Emilia Papavasiliou, Arman Shakhramanian, Rubina Trost, Sander Winter, Yona Winter
Chor
*Gäste*Guests

Pressestimmen

Die Deutsche Bühne
Volker Oesterreich, 12. Jan 25
Vom Mobbing, über die Ausgrenzung kritischer Geister bis zum diktatorischen Mainstream einer ideologisch verbohrten Mehrheit ist der Weg nicht weit. Diesen perfiden Prozess veranschaulicht Olga Bach in ihrer symbolistisch aufgeladenen Parabel Im Ferienlager

Olga Bach spricht in ihrem Auftragswerk zwar weder Shining noch die Odenwaldschule an, aber die Parallelen sind offensichtlich. Denn die gefährliche Gemengelage im Ferienlagers zwischen Angst und kollektiver Manipulation spitzt sich während des eineinhalbstündigen Abends immer weiter zu. …

… der Regisseurin [Jessica Glause] und dem versierten Ensemble [gelingt es], den stetigen Wechsel zwischen den Erschütterungen der Weimarer Republik und unserer Gegenwart in der Balance zu halten. …

[Das] Spiel mit Symbolen lässt vieldeutige Interpretationsansätze zu, und genau das macht den Wert des Stücks und der Inszenierung aus. Vorschnelle, platte Lösungen bietet Olga Bach nicht an – und damit wird das Theater zum Denkraum im besten Sinne.
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Südwest Presse
Otto Paul Burkhardt, 13. Jan 25
Olga Bach schafft es … herkömmliche Zeitebenen ins Wanken zu bringen. Aus dem Radio tönen Meldungen vom Hitlerputsch 1923, die finsteren Umzüge erinnern an Ku-Klux-Klan-Rituale, und der erwähnte Hexenprozess ist für 1580 aktenkundig verbürgt. Gruppen-Outsider Emil wiederum verwendet … heutige Jugendsprache und sucht Empowerment-Zuflucht beim Singen von Beyoncé-Hymnen ... Anderes erinnert ans Querdenker-Milieu oder an esoterische Zirkel.

… Olga Bach hat ein extrem anspielungsreiches Stück geschrieben, gespickt auch mit Film- und Liedzitaten. … Ständig durchziehen den Text Andeutungen von Gewalt, Psychoterror, Sozialdarwinismus, Ausgrenzung, Rassismus und Missbrauch. Die Stärke der Regie liegt darin, dass sie die Figuren in ihrer Ambivalenz belässt.
In diesem Sinne agieren auch der gut getimte Chor und das Ensemble, etwa Sebastian Röhrle als großspuriger Heimleiter, Celina Rongen als toughe Journalistin und Oskar Marx als Außenseiter Emil. Der Chor als Schwarmformation ist Täter und Opfer zugleich.
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Nachtkritik
Susanne Greiner, 12. Jan 25
Abseits des Chors steht Emil. Er zählt nicht zu den betuchten Familien … Um "sein Gleichgewicht wieder herzustellen", muss Emil zum Tanzen ins Innere der riesigen Halbkugel, die Jil Bertermann als genial wandelbare Höhlen- und Weltkugel oder auch esoterische Hohlweltreminiszenz auf die Bühne gebaut hat. …

Heimleiter Heinrich, den Sebastian Röhrle in wunderbar dosierter Mischung aus Wahn und großzügiger Schmierigkeit spielt, nimmt diese Rolle auf und bekrittelt die vermeintlichen Einschränkungen der Meinungsfreiheit.
Silvia Schwinger spielt Luise perfekt zu Beginn in der Blase ihrer zwanghaften Neutralität: Bloß nicht einmischen. Celina Rongens Ruth ist ganz im Stil der 20er laut und schnell – aber gerne mal vor lauter Vorurteilen enthusiastisch auf dem Holzweg. Dem Erzieher Luis gibt Simon Löcker eine glaubwürdige Unbedachtheit und Naivität im Mitschwimmen mit der Ideologie. Und der erst 15-jährige Oskar Marx wandelt leidenschaftlich seinen Emil vom Individuum zum Teil des Schwarms. Ganz hervorragend agiert der Chor, bestehend aus 15 Jugendlichen: absolut synchron, mit großer Dynamik, guten Stimmen und offensichtlich auch großem Spaß. Die Musik von Joe Masi ist dazu durchsetzt mit ächzendem Metall, das einem die Härchen im Nacken stehen lässt.
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Stuttgarter Zeitung
Roland Müller, 13. Jan 25
[Olga Bach] gelingt … das Kunststück, auch geübte Theaterbesucher für ihre Themen zu interessieren: autoritäre Strukturen, Rechtspopulismus, Demokratiefeindlichkeit, gespeist aus Querdenkertum, Esoterik, Anthroposophie und Völkischem, getarnt mit Achtsamkeit, Heimatliebe, Naturverbundenheit, praktiziert von einer edlen Gemeinschaft, die sich gesunden Leibesübungen und deutscher Sangeskunst hingibt – und grausigen Verbrechen, die nach und nach ans Licht kommen.

… Sebastian Röhrle [stattet] seinen Heimleiter mit der exaltiert leutseligen Dämonie eines Zirkusclowns aus, die Schlimmes ahnen lässt für die arglose Luise der auch sängerisch überzeugenden Silvia Schwinger. …

Uniformiert sind sie ... alle. Die kurzbehosten Kids steckt der famose Kostümbildner Florian Buder in einen schwarzen Military-Look mit Cheerleader-Accessoires, die Erzieher in blaue, geometrisch gemusterte Kostüme im Stil der Zeit: eine Sekte, die in ihrer Kugelblase finsteren Ritualen folgt, bald zur „Bewegung“ anschwillt …
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Ludwigsburger Kreiszeitung
Uta Reichardt, 14. Jan 25
Auch die Bühne des Ferienlagers (Jil Bertermann), als gitterförmiges Halbrondell, das raffiniert er- und durchstiegen, getrennt, gedreht und wieder zusammengefügt werden kann, folgt mit dem vieldeutigen Gestänge dem Regie-Ansatz. Der zeigt Im Ferienlager vor allem als Esoterik-Milieustudie in damals wie heute zunehmend demokratie- und staatsfeindlicher Zeit …

… Als die eigentliche Hauptfigur ersingt, ertanzt und erspielt sich die 15-köpfige Stimme der Jugend [Chor] unerschrocken, frisch und beachtlich präzise ins Herz der Inszenierung, wofür Chorleiterin Amelie Erhard verantwortlich zeichnet, die unter anderem auch schon an der Münchner Staatsoper Gesangstheater-Projekte mit Jugendlichen realisierte.
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Online Merker
Alexander Walther, 12. Jan 25
Im Hintergrund erscheint im weiträumigen Bühnenbild von Jil Bertermann eine halbe Erdkugel, die fast an das Goetheanum von Rudolf Steiner erinnert. … Anthroposophische Bezüge gibt es … auch bei den Kostümen von Florian Buder. Und die Musik von Joe Masi vereint Popmusik mit Klassik. …

… Die Inszenierung schafft … starke Spannungspunkte, die sich immer weiter verdichten. Ethik und Moral bleiben zuweilen auf der Strecke. Die Chorleiterin Luise Mohn wird von den Jugendlichen abgelehnt, weil sie nicht die vorgeschlagenen Lieder singen wollen. Dabei entstehen auf der Bühne beklemmend-elektrisierende Ängste. …

… Viel Applaus und „Bravo“-Rufe.
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