Die Erfindung
Kammertheater
Ab Klasse 10
Dauer – ca. 1:40 Std., keine Pause
Uraufführung
Sa – 03. Mai 25
Sa – 03. Mai 25
Streiten die schon wieder? C und S, ein kinderloses Paar mittleren Alters, liegen jede Nacht genervt wach und müssen gezwungenermaßen dem tobenden Streit der Nachbarsfamilie von oben zuhören. Was geht da vor? Aufgrund des Schlafmangels geht zunehmend ihre Phantasie mit ihnen durch und der preisverdächtige, österreichische Roman Wormed, den C gerade auf dem Nachtisch liegen hat und liest, wird hierbei zum wahrlich urkomischen und abstrusen Ideengeber. Nach kurzer Überlegung eröffnen sie zeitnah und dank der engagierten Mitwirkung von Manfred (aufopfernder Katzenfreund, langjähriger Internetexperte und einziger Freund), ihren ersten, fingierten Onlinehandel samt Fertigstellung einer innovativen Website und eines Bestellbuttons. Dieser Button „glüht“. Welch unerwarteter Online-Erfolg und zudem extrem aufregend für die beiden. Ein schöner Nebeneffekt: Ihre Beziehung erhält neuen Schwung. Bis skurrile Zuschriften den Irrwitz der Welt spiegeln und absonderliche Romanfantasien eines Autors real werden. Setz spült urkomisch und gewohnt skurril verborgene Phantasien an die Oberfläche und bringt ein Paar an seine Schmerzgrenzen.
Clemens J. Setz blickt in seinem mittlerweile, drittem Auftragswerk für das Schauspiel Stuttgart (nach Die Abweichungen, 2018 und Der Triumph der Waldrebe in Europa, 2022) tief hinein in den Beziehungskosmos eines Paares und erforscht präzise dessen Begehren, Missverständnisse, Ärgernisse, Spielchen und Ängste. C und S verstricken und verrennen sich mehr und mehr in der Sprache, den Handlungen und den Bildern eines abstrusen, preisverdächtigen Romans und somit gleichzeitig in der verästelten und für sie rätselhaften Welt des Darknets. Hinter der bürgerlichen Fassade geraten Realität und Fake-Vermutungen zunehmend in Konflikt. Das Misstrauen wächst und die möglichen Gräuel spiegeln sich im Gegenüber. C und S Wirklichkeit gerät Schritt für Schritt aus den Fugen. Wie sind sie da bloß hineingeraten?
Clemens J. Setz blickt in seinem mittlerweile, drittem Auftragswerk für das Schauspiel Stuttgart (nach Die Abweichungen, 2018 und Der Triumph der Waldrebe in Europa, 2022) tief hinein in den Beziehungskosmos eines Paares und erforscht präzise dessen Begehren, Missverständnisse, Ärgernisse, Spielchen und Ängste. C und S verstricken und verrennen sich mehr und mehr in der Sprache, den Handlungen und den Bildern eines abstrusen, preisverdächtigen Romans und somit gleichzeitig in der verästelten und für sie rätselhaften Welt des Darknets. Hinter der bürgerlichen Fassade geraten Realität und Fake-Vermutungen zunehmend in Konflikt. Das Misstrauen wächst und die möglichen Gräuel spiegeln sich im Gegenüber. C und S Wirklichkeit gerät Schritt für Schritt aus den Fugen. Wie sind sie da bloß hineingeraten?
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Musik
Licht
Dramaturgie
… Der Reiz des Abends: Wenn der perverse Plot eines Romans in die Wirklichkeit eines Theaterstücks vordringt, ist das zwar auch Fiktion. Die aber thematisiert ziemlich real in aberwitzigen Dialogen unsere Unfähigkeit, zusammenzuleben. Wenn es schlecht läuft, hat Dystopisches Konjunktur – das verhandelt Holzhausens Inszenierung mit Leichtigkeit, ist weder belehrend dabei noch alarmistisch. …
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… Katharina Hauter, Marco Massafra und Michael Stiller mit Langhaarperücke, urkomisch in der kleinsten Rolle des Stücks, geben in der Regie von Lukas Holzhausen ein famoses Trio Infernal ab. …
Clemens J. Setz ist nicht der Mann für moralisierende Plädoyers. Vielmehr spielt er, wie schon, weniger radikal, im Triumph der Waldrebe in Europa, mit den Elementen von Trash und überlässt es dem Publikum, sich darüber zu amüsieren oder angeekelt abzuwenden. Seine Erfindung lässt sich als Kritik an einer aus den Fugen geratenen Zivilisation lesen …
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… Selten genug sind derlei kluge Komödien unter Uraufführungstexten zu finden, noch dazu mit Anleihen bei Literatur und Film. Mehr noch, Dramaturgin Katja Prussas und Regisseur Lukas Holzhausen betonen diese Aspekte mit Slapstickszenen und Kostümierung, etwa indem sie Marco Massafras Helden C einen ähnlich ausschauenden mächtig langen Bart ankleben, wie ihn auch Clemens J. Setz schon trug.
.... Dass die Verkleidung indes nichts Klimbimhaftes hat, ist dem konzentriert präzisen Spiel von Marco Massafra geschuldet … Wunderbar umgesetzt wird das absurde Spiel auch von Katharina Hauter und Michael Stiller.
Indem das Finale als eine Spiel-im-Spiel-Szene inszeniert wird, demonstriert auch das Regieteam, dass es sich lohnt, … mutig auf Kunst zu setzen, auf die Funktionsweisen der Poesie und dunklen Humor.
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Vielleicht sind C und S sehr sensibel, irgendwo tief drinnen. Es kommt einem zunehmend unwahrscheinlich vor. Tun sie einem Leid? Nein. Sind sie arme Tröpfe? Schon, ja. Muss man ihnen Vorwürfe machen? Na ja.
Glanzvoll jedoch die Uraufführung, in der das nicht geklärt werden muss. Regisseur Lukas Holzhausen sorgt stattdessen dafür, dass der Dialogwitz wie im schönsten Konversationsstück strahlt, zugleich aber die Schräglage der Situation ins Bild gesetzt wird. Katharina Hauter als S und Marco Massafra als C alias Clemens J. Setz sind ein fabelhaft naturalistisches Paar, man muss nicht mal selbst ein Paar sein, um sich hier sofort wiederzuerkennen. Michael Stiller ist als Manfred der extrakomödiantische Sidekick, stoisch, gelegentlich die Stimme der Vernunft.
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Regisseur Lukas Holzhausen inszeniert das schrill Pathologische goldrichtig – mit ruhiger Hand. Alles bloß Fantasy, keine Triggerwarnung nötig. …
Gut gespielt: Realität und Fiktion fluten durcheinander. Weitere Themen – verborgene Ängste, Kinderwunsch, Misogynie, Verrohung – blitzen am Rande auf. Kurz: Ziemlich „weird“ das alles. Makaber und nachdenkenswert. Cool inszeniert. Ein Spiel mit dem Horror.
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Setz … nutzt die soziale Isolation des Paares, um Realität und Fiktion verschwimmen zu lassen. …
Mit ihrem intensiven Spiel der fragilen Emotionen, die jederzeit ins Kippen geraten können, machen Hauter und Massafra das Kammerspiel zu einem packenden Thriller der inneren Abgründe. Im Zentrum steht Setz' messerscharfe Sprache, unter deren Alltagsschleier das blanke Entsetzen wohnt. …
Langer, herzlicher Applaus für alle Beteiligten und den nicht zur Uraufführung angereisten Autor.
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… Die Erfindung in der Regie von Lukas Holzhausen erzählt überspitzt und mit sehr viel morbidem und trashigem Humor, welche Verwirrungen und Abgründe sich aus einer fiktionalen grausamen Idee ergeben können, wenn sie im Internet landet.
... Angesichts der gewalttätigen Fantasien offenbaren sich unbekannte Abgründe der Beziehung. …
So macht die Inszenierung die allgegenwärtige Verrohung durch das Internet mehr als deutlich, genial gespielt vom dreiköpfigen Ensemble. …
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