Zur schönen Aussicht

von Ödön von Horváth
Karten
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
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Sa – 18. Okt 25, 19:30
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
Do – 30. Okt 25, 19:30
Schauspielhaus
Ab Klasse 8
Dauer – ca. 1:40 Std., keine Pause
Premiere
Sa – 21. Jun 25
Karten
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
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Sa – 18. Okt 25, 19:30
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
Do – 30. Okt 25, 19:30
Zur schönen Aussicht nennt sich nur das Hotel. Schön sind diese Aussichten nämlich nicht. Weder auf das Hotel noch auf die morbide Gesellschaft, die es bewohnt. Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden – dem Betrieb und den „illustren“ Gästen. Nur Ada Freifrau von Stetten hat zu viel davon und unterhält das ganze Theater. Sie kauft sich ihr Vergnügen, ihren Rausch und ihre wechselnden Liebhaber. Einen nach dem anderen. Strasser, Hotelbesitzer und ehemaliger Offizier und Bonvivant, Max, ein Kellner mit Verbindungen zum kriminellen Milieu, Karl, ein Chauffeur mit dunkler Vergangenheit … sie agieren als Schauspieler im peinlichen Melodrama der reichen Baronin, von der sie sich aushalten lassen. Dazugesellen sich noch der Weinhändler und Faschist Müller, der Geld einzutreiben versucht, das er Strasser geliehen hat, und zuletzt Adas Zwillingsbruder Emanuel Freiherr von Stetten der sein Vermögen verspielt hat und hinter dem die Gläubiger her sind. Doch das kümmert seine Schwester wenig, solange die Gläser voll und die Herren gefügig sind. In dieses Treiben gerät jetzt Christine. Vor gut neun Monaten war sie schon einmal Gast in dem Hotel. Ihr Besuch hatte Folgen. Damit konfrontiert sie nun Strasser, der die Vaterschaft ihres Kindes leugnet und die anderen Männer zu einem perfiden Plan überredet. Der misslingt aber gründlich, weil Christine durchaus nicht so verzweifelt und hilfsbedürftig ist, wie Strasser dachte.

Pressestimmen

Nachtkritik
Thomas Rothschild, 22. Jun 25
Geldgier, Militarismus, Sexismus - Ödön von Horváth hat in Zur schönen Aussicht alle Übel ausgebreitet, im Zentrum steht die Gemeinheit gegenüber der jungen Christine. …

… Die Regisseurin Christina Tscharyiski hat sich … in diesem Zwiespalt zunächst eher für Stilisierung als für Milieurealismus entschieden. Mit der Ankunft Christines jedoch ändert sich der Stil. … Tscharyiski gelingt es, die komischen und die tragischen, die grotesken und die sentimentalen Elemente von Horváths frühem Stück ausgewogen zur Geltung zu bringen.
Die Entscheidung gegen eine naturalistische Einleitung betrifft auch das Bühnenbild von Sarah Sassen. Anstelle einer von Horváth minutiös beschriebenen Hotelhalle zeigt es einen gigantischen liegenden Unterleib in kurzer (Leder?)Hose, mit Bergstiefeln, der von hinten bestiegen wird und von dem sich die Akteure vorne an Seilen herablassen. An der Vorderseite öffnen sich später Hoteltüren, die massiv aussehen wie in einem Flugzeug. …

…Auch bei den Kostümen von Miriam Draxl gilt das antirealistische Credo. Wenn Strasser den Kellner Max auffordert, den Frack anzuziehen, hängt der sich eine weiße Federjacke um und gleicht mehr Ariel als einem Hotelangestellten.
Die Sympathieträgerin verkörpert als Gast Laura Balzer vom Berliner Ensemble, ergreifend und eher zurückgenommen als unter Druck. Therese Dörr übertrifft sich selbst als Christines Gegenfigur Ada …
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Südwest Presse
Otto Paul Burkhardt, 23. Jun 25
Schwere Endzeitdämmerung. … Tscharyiski macht … gleich zu Anfang deutlich: Der Titel, auch noch als „Komödie“ deklariert, signalisiert makabre Ironie. Bis hin zur Bitterkeit. …

… Der gängige Horváth-Naturalismus mit Milieus, verortbar in den Krisen der Weimarer Republik, ist hier nicht angestrebt – eher ein dystopisches Irgendwann, ein grusliger Überlebensort.
Hinzu kommt, dass Horváth Gender-Hierarchien auf den Kopf stellt. Denn in Zur schönen Aussicht hat eine ältere Frau, Baronin Ada von Stetten, das Sagen, die kraft ihres Reichtums Männer als „Sklaven“ um sich schart und je nach Laune auch als Toyboys nutzt. Therese Dörr zeichnet eine vielschichtige Ada, gibt sie als Tyrannin …, aber auch im kotzenden Elend und in berührender Verletzlichkeit.

… Die Regie meidet Klischees. Keine Überdrehtheit. Jeder Satz erzählt hier etwas über diese Zufallsgemeinschaft von Gefühlsinvaliden. … [Es] gelingt eine eigenwillige Horváth-Lesart – ernst, herb und zeitlos aktuell.
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Reutlinger Generalanzeiger
Jörg Riedlbauer, 23. Jun 25
… Zur schönen Aussicht, 1926 entstanden …, enthält bereits alle wesentlichen Ingredienzien der späteren Meisterstücke. Kaputte Männer-Typen, die einstmals „etwas waren“ und nun, existenzialistisch auf sich selbst zurückgeworfen, ihr tagtägliches Scheitern zelebrieren. …

… Und in diese von Habgier geleitete Gesellschaft tritt – wie auch in Horváths späteren Werken – eine menschliche Lichtgestalt. Eine Frau, welche der Missgunst jener fünf Männer ihre bedingungslose Liebe zu Strasser gegenüberstellt. …

… Die Wiener Regisseurin Christina Tscharyiski nimmt mit ihrer ersten Inszenierung für Stuttgart das Stück sehr ernst, geradezu bitterernst. Lotet es in seinen Tiefen und Abgründen aus. Legt mit schonungsloser Konsequenz die miesen Charaktere der fünf Männer offen, desgleichen das überzogen Besitzergreifende von Baronin Ada. Wiewohl sie auch deren zerbrechliche Seite hinter der Domina-Fassade deutlich werden lässt. … Was Therese Dörr schauspielerisch hervorragend umsetzt. …
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Stuttgarter Zeitung
Nicole Golombek, 23. Jun 25
Das Hotel …, in dem sich die hässliche Geschichte abspielt, besteht bei Bühnenbildnerin Sarah Sassen aus einem überdimensionierten Torso mit Türen und Schnüren. … Gefesselt, entfesselt? … jedenfalls ein mächtig symbolisches Bühnenbild: Am Körper einer jungen Person wird herumgeturnt, herumgezerrt.
Herumgepickt könnte man auch sagen. Aasgeier, die sich um die Beute streiten und auf denen selbst herumgehackt wird. Denn eine alte reiche Baronin ist einziger Hotelgast, und der Chef und die Angestellten saugen sie aus, lassen sich aber zugleich von ihr demütigen. …

… Da rauscht endlich ein (zugegeben welker) Engel in die dunkle Welt. Christine, gespielt von Laura Balzer. Bleiche Gesichtsfarbe …, hoffnungsgrün gewandet. …

… Wie die Christine von Laura Balzer mit unfassbarer Traurigkeit im Blick, ganz ohne zickiges Wehklagen, auf das böse Spiel reagiert, das ist großes Theater. Ebenso wie es bei allem Elend Vergnügen macht, den witzigen, poetischen Horváth-Dialogen zuzuhören. Wie Felix Strobels Strasser mal schnippisch, mal lakonisch auf Zumutungen der Welt reagiert. Wie er Christine anzischt „Du! Du wolltest als Bettelkind gefreit werden, du Kitsch!“ Da werden Worte zu Waffen. …
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Süddeutsche Zeitung
Egbert Tholl, 23. Jun 25
Sassen macht eigentlich keine Bühnenbilder, sondern erschafft skulpturale Großereignisse, die den Raum ausfüllen. … Auf der Bühne liegt einer, leicht vertäut wie aus „Gullivers Reisen“. Liegt auf dem Rücken und ist riesengroß, ohne Kopf und Arme, aber mit Beinen, eines angewinkelt, der Fuß steckt in einem Wanderschuh, auf die Wade sind Münzen tätowiert. … auf dem Bauch der Skulptur liegt ein Fotoapparat, durch den hindurch man auch in das Ding hineinklettern kann. …
… Das Schuhwerk hat die Anmutung von Krallen, an den zerhauten Kleidern hängen Federn ... Alle schauen aus, als sei die letzte vitaminreiche Nahrung schon länger her …

… Horváth versammelt in der Schönen Aussicht die Abgehängten der Zwischenkriegszeit, dubiose (Halb-)Verbrecher, Protonazis, alle abhängig vom einzigen Gast, Ada, die das Personal wie Sklaven behandelt. Dann taucht Christine auf. …

Klassikkritik
Jörg Riedlbauer, 22. Jun 25
… Adas zum geflügelten Wort gewordene Aussage „Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu“ kommt in der Stuttgarter Neuinszenierung ebenso zur Geltung wie ihr disziplinloser Alkoholkonsum. Was Therese Dörr schauspielerisch hervorragend umsetzt. Genauso ist bei Laura Balzers Christine das Strahlende ihrer Liebesbotschaft von Tragik, Bitternis und stammelndem Schluchzen durchwirkt, bis sie schlussendlich den Männerbund mit dessen eigener Häme konfrontiert.
Der wiederum zeigt mit durchweg überzeugender Bühnenpräsenz das Gebrochene hinter dem Verbrechertum. Wenn Tim Bülow als Karl bei den Prahlereien über sein Vorleben als Plantagenbesitzer die Stimme vor Angst leise flackern lässt, furchtsam hoffend, dass die Jahre im Zuchthaus nicht herauskommen. Wenn der von Felix Strobel pointiert gespielte Strasser nicht in der Lage ist, sich zu seinen Gefühlen zu bekennen … Wenn Max (Simon Löcker) versucht, sich mithilfe seiner Intelligenz aus der subalternen Position des Kellners heraus zu arbeiten und es nicht schafft. Wenn Klaus Rodewald als Emanuel zynisch seine Intrige gegen Christine zu spinnen beginnt. Und Gábor Biedermann geradezu furchterregend die faschistoiden Ergüsse des Müller („Ordnung fehlt! Und Zucht! Und der starke Mann!“) herauskeift. …

… Dazu die Bühnenmusik von Cornelia Pazmandi, welche ihre überzeugendsten Momente in den sirrenden Dissonanzreibungen hat, welche die Gefühlslagen der handelnden Personen unterstreichen. Was für ein auch noch nach einhundert Jahren starkes Stück!
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