Der Menschenfeind

von Molière
Deutsch von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens
Schauspielhaus
Dauer – ca. 1:45 Std, ohne Pause
Wiederaufnahme
Di – 31. Dez 19
Lüge, Verstellung und Heuchelei sind Alceste verhasst. Seine Forderung nach Aufrichtigkeit und schonungsloser Ehrlichkeit ist in einer Gesellschaft, die auf Intrigen, Bestechung und Genuss aufgebaut ist, aussichtslos.
Philinte, Freund und Vertrauter Alcestes, versucht ihn mit seiner optimistisch-pragmatischen Einstellung zur Welt zu überzeugen, dass man im Leben Kompromisse eingehen müsse. Umsonst: Alceste legt sich mit Freund und Feind an. Er kritisiert und verschmäht das ihm zur Begutachtung vorgetragene Gedicht Orontes, der die Angelegenheit, zutiefst gekränkt, vor Gericht bringt. Da Alceste es ablehnt, die Richter zu bestechen, verliert er den Prozess. Desillusioniert und verbittert, entwickelt er sich immer mehr zum Menschenfeind.
Doch Alceste besitzt noch eine ganz andere Seite. Molière gab seiner Komödie den Untertitel „der verliebte Melancholiker“ und verweist damit auf die Gespaltenheit des Protagonisten. Alceste liebt die attraktive Witwe Célimène, aber Célimène wird von aller Welt umschwärmt. Diese Verbindung kann nur scheitern. Denn Alceste macht auch in der Liebe keine Eingeständnisse und verteidigt seine Prinzipien bis zur Selbstzerstörung. Célimène hingegen ist nicht bereit, ihre Unabhängigkeit aufzugeben und der Welt zu entsagen.
Die Uraufführung des Menschenfeindes fand 1666 im Theater des Pariser Palais Royal statt. Der französische Komödienautor und Regisseur Jean-Baptiste Poquelin, genannt Molière (1622–1673) spielte darin selbst die Titelrolle des Alceste. Doch der Erfolg blieb aus – das zeitgenössische Publikum lehnte die trügerische Komik des Stücks und die Ambivalenz der Hauptfigur ab. Erst viel später erkannte man gerade in dieser Komödie Molières große Meisterschaft: die Entdeckung allzumenschlicher Unzulänglichkeiten.

Premiere: Sa – 23. Feb 19
Bühne
Wolfgang Menardi
Kostüme
Tanja Kramberger
Komposition & musikalische Einrichtung
Choreographie
Jean Laurent Sasportes
Dramaturgie

Einblick mit Bühnenbildner Wolfgang Menardi

Audio-Einführung mit Sven Prietz

Pressestimmen

Südwestpresse
Otto Paul Burkhardt, 25. Feb 19
"Matthias Leja spielt [Alceste] – und gleich vorweg: Er macht das großartig. Gibt das krasse Gegenteil zum höfischen Gute-Laune-Zirkus, spricht schlecht gelaunt, geradeaus, unverkleidet, unverstellt.
Die Regie? Ein Glücksfall. Bernadette Sonnenbichler zeigt, dass die höfische Society zu Molière-Zeiten gar nicht so weit entfernt ist von heutigen Zuständen. Das von Alceste verachtete "Trippeln, Wippen und Verrenken" übersetzt sie choreografisch – so dass all die Philintes, Clitandres und Alcastes wie ein Geisterballett wirken. ...
Viel Beifall. Stark gespielt, bildkräftig inszeniert, kurz: sehenswert."

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Südkurier
Johannes Bruggaier, 25. Feb 19
"Dabei ist dieses Stück noch heute von staunenswerter Aktualität. Um diese herauszuschälen, hat Regisseurin Bernadette Sonnenbichler ... einen bemerkenswerten Kniff angewandt. Nicht die Gesellschaft bietet sich uns zur Identifikation an, sondern ihr Außenseiter: Mainstreamverächter Alceste, der Menschenfeind (gespielt von Matthias Leja). … In seinem Menschenfeind ist der Menschenfreund immer gegenwärtig. Überzeugend auch Therese Dörr, die hinter der Plakativität ihrer Figur eine Ambivalenz durchscheinen lässt: Célimène fühlt sich auch ihrerseits zu Alceste hingezogen, bewundert trotz allem insgeheim seine Prinzipientreue und Verlässlichkeit."
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Faust Kultur
Thomas Rothschild, 25. Feb 19
""Der Menschenfeind" gibt nicht so sehr den Misanthropen Alceste wie seinen Gegenpart, die Gesellschaft, die er hasst, der Lächerlichkeit preis. Das hat Bernadette Sonnenbichler begriffen und auf allen Ebenen schlüssig umgesetzt."

"Matthias Leja ist ein hervorragender Alceste. … Zu seinem Kapital zählt seine Stimme. … Lejas Sprechen hört sich an wie Musik, es ist Teil des Vergnügens, den der Stuttgarter "Menschenfeind" vermittelt."

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Kulturblog
Rainer Zerbst, 26. Feb 19
"Leja gelingt es, das Innenleben der Figur mit seinem verzweifelten Brodeln deutlich zu machen: Dieser Alceste ist wütend selbstgerecht und zugleich unglücklich zerquält. Allein diese schauspielerische Leistung macht den Abend zum Genuss."

"Aber auch wenn Oronte selbstsicher Alceste wegen dessen Verunglimpfung seines Gedichts vor Gericht zerrt, gelingt es Sven Prietz doch auch, einen Hauch Unsicherheit zum Ausdruck zu bringen, die im Verhalten dieser Figur ebenfalls angelegt ist. In solch kleinen Wendungen zeigt sich die Bandbreite dieser Figuren, die die Regisseurin mit den Schauspielern herausgearbeitet hat…."

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nachtkritik
Verena Großkreutz, 23. Feb 19
"Herrlich etwa Celina Rongen als stets hyperventilierende, hippelig-nervöse Èliante, die (mit kugeligen Zöpfen und Ballonfrisur) Sex mit Philinte versucht, der einige Mühe hat, pünktlich seine raffiniert geschnürte Hose aufzukriegen. Lustig auch Alcestes Diener Dubois: Mal fährt Julian Lehr auf Putzschuhen Schlittschuh, um den Boden zu polieren. Dann springt plötzlich eine Klappe auf und Dubois mit windschiefer Frisur guckt heraus, als sei er von hinten durch die Wand gerammt worden. Und originell auch: Oben am Bühnenhimmel baumeln drei Gondeln. Darin sitzt je ein Musiker. Die Live-Band taktet die Tänze, unterlegt die Dialoge, synchronisiert Bewegungen – mit Posaunenswing, Gitarrenriffs und Bass-Dumdidum."
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Eßlinger Zeitung
Martin Mezger, 24. Feb 19
"…Célimène-Darstellerin Therese Dörr ist die Virtuosin des entgleitenden und wiederhergestellten Gleichgewichts …. [Sie] zeigt in brillanter Präzision, wie die Masken des Lächelzwangs und der hohlen Posen verrutschen, wie die Sekunde der wahren Empfindung, aber auch der beklommenen Furcht tickt – und wie die Maskerade blitzschnell wieder in die Mienen gezogen wird."
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Stuttgarter Nachrichten
Nicole Golombek, 24. Feb 19
"Die hervorragenden Musiker Marvin Holley (Gitarre, Hackbrett), Marc Roos (Posaune) und Fabian Wendt (Bass), die mit ihren Instrumenten in einzelnen Körben sitzend über der Bühne schweben, begleiten, kommentieren Intrigen, Lügen, Streit und Versöhnungsszenen des spielfreudigen Ensembles. … Das alles ist ästhetisch, stringent und schön anzuschauen."
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Stuttgarter Zeitung
Roland Müller, 24. Feb 19
"Leja ist der Spieler des Abends, der seinen Richter Gnadenlos mit einem Detailreichtum ausstattet, der staunen macht."
Ludwigsburger Kreiszeitung
Arnim Bauer, 25. Feb 19
"[Matthias Leja] gibt den Alceste erst grantig, unversöhnlich und gnadenlos, etwa in der starken Szene mit dem aufgeblasenen Möchtegerndichter Oronte, den Sven Prietz so herrlich stammelnd sein unsägliches Sonett "Hoffnung" deklamieren lässt. … Mit Matthias Leja bildet Therese Dörr in der Rolle [der Célimène] das eigentliche Epizentrum des Abends. … Wobei auch die schrägen Rollen [der anderen Charaktere] dem spielfreudigen und hochkonzentrierten Ensemble einiges abverlangen."
EINBLICK - Bühnenbildner Wolfgang Menardi zu "DER MENSCHENFEIND"
Audio-Einführung zu "DER MENSCHENFEIND" mit Sven Prietz
"DER MENSCHENFEIND" Trailer