Holz­fällen

von Thomas Bernhard
von und mit Nicholas Ofczarek und Musicbanda Franui
Karten
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
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Schauspielhaus
Dauer – ca. 2:20 Std., eine Pause
Karten
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
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Thomas Bernhards Roman stellt einen Erzähler ins Zentrum, der aus der Distanz seines Ohrensessels eine „künstlerische Abendgesellschaft“ in der Wiener Gentzgasse beobachtet und diese mit bösartiger Genauigkeit seziert. Die versammelte Menge wartet auf die angekündigte Ankunft eines Burgschauspielers; zudem sind die meisten Personen dieser Gesellschaft miteinander verbunden, weil ihre durch Selbstmord aus dem Leben geschiedene Freundin Joana am Nachmittag desselben Tages in der Ortschaft Kilb zu Grabe getragen wurde.
Thomas Bernhards berühmte Prosa wird rezitativisch zum Leben erweckt, während die Musiker:innen von Franui u. a. mit einer Spezialität zu hören sein werden, die sie bekannt gemacht hat: dem Zelebrieren von Trauermärschen und Trauermusik.

Die Produktion feierte ihre Premiere am 12. September am Burgtheater Wien und wird dort im Repertoire gespielt.
Komposition
Markus Kraler, Andreas Schett
Musikalische Bearbeitung
Andreas Schett, Markus Kraler
Textfassung
Tamara Metelka, Andreas Schett
Licht
Paul Grilj

Pressestimmen

Der Standard
Ronald Pohl, 13. Okt 24
… Ofczarek lässt Erregungsdampf ab. Er betont Einzelsilben, indem er sie aus dem reißenden Fluss von Bernhards Suada herausfischt.
Franui interpunktieren die Prosa mit einer Abfolge von Trauermusiken: lauter salonmusikalischen Ergötzlichkeiten, die, passend zum „Abend-essen“, auch als Tafelmusik funktionieren. Tatsächlich liegt dieser famosen Literaturperformance ein gleichsam lukullisches Interesse zugrunde. …

In Ofczareks satirischer Bemühung sind rund hundert Jahre Burgtheaterdeutsch in nuce enthalten. …

Als Holzfäller ist Ofczarek somit einer, der die Bäume, die er zu Kleinholz verarbeitet, auch noch streichelt. Der Jubel für seine Leistung galt einem Fest für Bernhard, und noch mehr: einer Feierstunde schauspielerischer Hellhörigkeit. Schwer denkbar, dass Thomas Bernhard nach Ritter, Dene, Voss nicht auch noch für Ofczarek ein Stück geschrieben hätte.
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Süddeutsche Zeitung
Egbert Tholl, 14. Sep 24
… dieser Abend ist viel mehr als eine elaborierte Wiener Kabarettnummer, er erzählt von der Liebe und dem Leben und dem Ende von beidem, erzählt von Haltung und wie schwierig es ist, eine zu bewahren. …

… Heute liest man Holzfällen … nicht mehr als Schlüsselroman. Was dieses Buch ist, zeigt nicht nur der mitunter bewusst tönende und manchmal fast singende, aber auch wundervoll geradlinige Nicholas Ofczarek, der wie wenige ansatzlos Gewalt und Gefahr verkörpern kann. Es zeigt auch Franuis Musik – der Auftritt ist von Paul Grilj grandios beleuchtet wie ein Rockkonzert.

… Die Abwesenheit der Joana umspielt der Abschied von Henry Purcells Dido, wundervoller Höhepunkt eines sich in Schönheit, Poesie und Wahrheit zunehmend und kontinuierlich verdichtenden Abends. ...

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Kultura extra
Thomas Rothschild, 24. Okt 24
Nicholas Ofczarek … ist … einer der wenigen Stars der Peymann-Ära, die noch dem Burgtheaterensemble angehören. In einer bejubelten Lesung widmet er sich Thomas Bernhards Holzfällen. …
Ofczarek artikuliert diszipliniert (was längst keine Selbstverständ-lichkeit mehr ist). Nur für Sekunden wechselt er in eine nachgeahmte Sprechweise. …

Holzfällen ist eine Orgie des Ekels vor der österreichischen Gesellschaft, namentlich der Künstlerkreise. ... Die Monologe des Erzählers und des von ihm zitierten Burgtheaterschauspielers sind, klar, eine Rolle, eine „Übertreibung“, aber nicht nur. In sie fließt unverkennbar auch Bernhards eigene Misanthropie ein. So können die Zuschauer lachen und zugleich geäußerten Ansichten zustimmen. Zudem ist es nicht ohne Witz, wenn ein Burgschauspieler die Burgschauspieler verspottet. …

Begleitet wird Nicholas Ofczarek von Trauermusik der Musicbanda Franui .... Schönheit inmitten all der Widrigkeiten.
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Theater heute
Martin Pesl, Nov 24
Es gibt nicht einmal einen Namen für die Regieposition. Dennoch ist der Abend sorgsam komponiert. Mal kommentieren Franui Ofczareks Lesepassagen mit heiterer Ironie, mal überbrücken sie die Zeit dazwischen im Stile eines Salons, wie Bernhards Holzfällen ihn beschreibt. …

Ohne eine Miene zu verziehen, natürlich aber mit noch stärkerer Emphase als sonst, wirft sich Ofczarek – selbst so ein direktionsunabhängiger Publikumsliebling – in die doppelte Selbstverachtung: das Bashing des Burgschauspielers durch den Schriftsteller, aber eben auch dessen Selbsthass. … Mit dem Text kann Ofczarek glänzen, ohne sich beim Publikum anbiedern zu müssen.
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