Holzfällen
Schauspielhaus
Dauer – ca. 2:20 Std., eine Pause
Thomas Bernhards Roman stellt einen Erzähler ins Zentrum, der aus der Distanz seines Ohrensessels eine „künstlerische Abendgesellschaft“ in der Wiener Gentzgasse beobachtet und diese mit bösartiger Genauigkeit seziert. Die versammelte Menge wartet auf die angekündigte Ankunft eines Burgschauspielers; zudem sind die meisten Personen dieser Gesellschaft miteinander verbunden, weil ihre durch Selbstmord aus dem Leben geschiedene Freundin Joana am Nachmittag desselben Tages in der Ortschaft Kilb zu Grabe getragen wurde.
Thomas Bernhards berühmte Prosa wird rezitativisch zum Leben erweckt, während die Musiker:innen von Franui u. a. mit einer Spezialität zu hören sein werden, die sie bekannt gemacht hat: dem Zelebrieren von Trauermärschen und Trauermusik.
Die Produktion feierte ihre Premiere am 12. September am Burgtheater Wien und wird dort im Repertoire gespielt.
Thomas Bernhards berühmte Prosa wird rezitativisch zum Leben erweckt, während die Musiker:innen von Franui u. a. mit einer Spezialität zu hören sein werden, die sie bekannt gemacht hat: dem Zelebrieren von Trauermärschen und Trauermusik.
Die Produktion feierte ihre Premiere am 12. September am Burgtheater Wien und wird dort im Repertoire gespielt.
Komposition
Markus Kraler, Andreas Schett
Musikalische Bearbeitung
Andreas Schett, Markus Kraler
Textfassung
Tamara Metelka, Andreas Schett
Licht
Paul Grilj
Franui interpunktieren die Prosa mit einer Abfolge von Trauermusiken: lauter salonmusikalischen Ergötzlichkeiten, die, passend zum „Abend-essen“, auch als Tafelmusik funktionieren. Tatsächlich liegt dieser famosen Literaturperformance ein gleichsam lukullisches Interesse zugrunde. …
In Ofczareks satirischer Bemühung sind rund hundert Jahre Burgtheaterdeutsch in nuce enthalten. …
Als Holzfäller ist Ofczarek somit einer, der die Bäume, die er zu Kleinholz verarbeitet, auch noch streichelt. Der Jubel für seine Leistung galt einem Fest für Bernhard, und noch mehr: einer Feierstunde schauspielerischer Hellhörigkeit. Schwer denkbar, dass Thomas Bernhard nach Ritter, Dene, Voss nicht auch noch für Ofczarek ein Stück geschrieben hätte.
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… Heute liest man Holzfällen … nicht mehr als Schlüsselroman. Was dieses Buch ist, zeigt nicht nur der mitunter bewusst tönende und manchmal fast singende, aber auch wundervoll geradlinige Nicholas Ofczarek, der wie wenige ansatzlos Gewalt und Gefahr verkörpern kann. Es zeigt auch Franuis Musik – der Auftritt ist von Paul Grilj grandios beleuchtet wie ein Rockkonzert.
… Die Abwesenheit der Joana umspielt der Abschied von Henry Purcells Dido, wundervoller Höhepunkt eines sich in Schönheit, Poesie und Wahrheit zunehmend und kontinuierlich verdichtenden Abends. ...
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Ofczarek artikuliert diszipliniert (was längst keine Selbstverständ-lichkeit mehr ist). Nur für Sekunden wechselt er in eine nachgeahmte Sprechweise. …
Holzfällen ist eine Orgie des Ekels vor der österreichischen Gesellschaft, namentlich der Künstlerkreise. ... Die Monologe des Erzählers und des von ihm zitierten Burgtheaterschauspielers sind, klar, eine Rolle, eine „Übertreibung“, aber nicht nur. In sie fließt unverkennbar auch Bernhards eigene Misanthropie ein. So können die Zuschauer lachen und zugleich geäußerten Ansichten zustimmen. Zudem ist es nicht ohne Witz, wenn ein Burgschauspieler die Burgschauspieler verspottet. …
Begleitet wird Nicholas Ofczarek von Trauermusik der Musicbanda Franui .... Schönheit inmitten all der Widrigkeiten.
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Ohne eine Miene zu verziehen, natürlich aber mit noch stärkerer Emphase als sonst, wirft sich Ofczarek – selbst so ein direktionsunabhängiger Publikumsliebling – in die doppelte Selbstverachtung: das Bashing des Burgschauspielers durch den Schriftsteller, aber eben auch dessen Selbsthass. … Mit dem Text kann Ofczarek glänzen, ohne sich beim Publikum anbiedern zu müssen.
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