Der Würgeengel
Schauspielhaus
Dauer – ca. 1:25 Std, keine Pause
in deutscher Sprache mit englischen Übertiteln
Premiere
Sa – 24. Okt 20
Sa – 24. Okt 20
Mehrere Gäste versammeln sich in einem großen Konferenzsaal. Erstaunlich ist, dass die Bediensteten die Flucht ergreifen, noch unerklärlicher, dass die Anwesenden, nachdem sie sich gesetzt haben, ihre Plätze nicht verlassen können. Eine unsichtbare Mauer hält diese Gesellschaft gefangen. Dann gibt es einen Stromausfall und Angst breitet sich aus. Nach und nach fallen die Schranken bürgerlicher Konventionen, es kommt zu verbalen Entgleisungen, Eifersuchtsszenen, körperlicher Gewalt, einer Schlacht aller gegen alle. Ein Mann stirbt, ein junges Paar begeht Selbstmord. Nach mehreren Tagen löst sich die seltsame Lähmung genauso unverhofft auf, wie sie aufgetreten ist. Durch offene Türen verlassen die Menschen ihr vermeintliches Gefängnis.
Mit dem Film Der Würgeengel schuf Luis Buñuel 1962 ein surrealistisches Meisterwerk. Die Eingeschlossenen, reduziert auf den bloßen Überlebenskampf, sehen sich konfrontiert mit der Sphäre des Irrationalen, die sich jeder einfachen Deutung entzieht. „Die Welt wird immer absurder. Nur ich bin weiter Katholik und Atheist. Gott sei Dank!“, kommentierte Buñuel seine Gegenwart.
Premiere: Sa – 24. Okt 20
Mit freundlicher Genehmigung von Luis Buñuel Film Institute and Luis Alcoriza Archive
Mit dem Film Der Würgeengel schuf Luis Buñuel 1962 ein surrealistisches Meisterwerk. Die Eingeschlossenen, reduziert auf den bloßen Überlebenskampf, sehen sich konfrontiert mit der Sphäre des Irrationalen, die sich jeder einfachen Deutung entzieht. „Die Welt wird immer absurder. Nur ich bin weiter Katholik und Atheist. Gott sei Dank!“, kommentierte Buñuel seine Gegenwart.
Premiere: Sa – 24. Okt 20
Mit freundlicher Genehmigung von Luis Buñuel Film Institute and Luis Alcoriza Archive
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Musik
Sounddesign
Video
Licht
Dramaturgie
Mitarbeit Übersetzung
Sandra Rétháti
Mitarbeit Choreographie
Daura Hernández García
Einblick: Interview mit Viktor Bodó über seine Inszenierung
"Der Würgeengel" am Schauspiel Stuttgart
"Der Würgeengel" am Schauspiel Stuttgart
Trailer "Der Würgeengel"
"[Bodós] Satire auf den Politikbetrieb im Allgemeinen, die Brüsseler Bürokratie im Besonderen trifft mit subtiler Wucht ins Schwarze."
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"Überhaupt, im Detail lauert viel Komik."
"Der ungarische Regisseur Bodó steigert das Ganze mehr oder weniger subtil und vorhersehbar zur verschärften Groteske. Führt vor, was die Angst aus Menschen machen kann, wie die toughe Runde verwildert, sich halb die Kleider vom Leib reißt, auf dem Tisch tanzt und sichtlich verwahrlost – stark gespielt trotz Covid-Distanz. Zeigt, dass in all dem Chaos der Ausgerasteten auch kleine Klavierkunststücke und große Kollektivchoreografien entstehen können, etwa zum Orbison-Hit "Love Hurts"."
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"„… die gesamte Arbeit darf man durchaus als denkwürdig und gelungen in Erinnerung behalten. Dies ist auch das Verdienst einer großartigen Ensembleleistung, alle zwölf Akteure überzeugen als Gemeinschaft und individuell. … alle Figuren haben trotz des Tempos genügend Raum, sich zu entfalten und zu wandeln. Aus dem tollen Ensemble ist noch Sylvana Krappatsch besonders zu erwähnen, die in der Rolle der Gastgeberin Lucia Mobile … so etwas wie eine Taktgeberin für das rasant fortschreitende Chaosdrama verkörpert. Neben ihr beeindruckt in dieser Klassetruppe vor allem Celina Rongen in der Rolle der Hausangestellten Gloria, die durch ihre subtile Spielweise ihre Figur mit ungeheurem Leben füllt. Lebhaft, unterhaltsam und umtriebig ist die Inszenierung in jedem Fall."
"Die Grundidee der Bunuel-Paraphrase in Corona-Zeiten ist überzeugend. Auch wir sind in Gefahr, aus dem Tritt zu kommen, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Oder uns an leeren Ritualen festzuklammern. Und nicht mehr "raus" zu finden."
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"Das alles ist vorbildlich: die präzise eingeleitete, vielversprechende Modernisierungsidee, die durchweg rasante Dynamik."
"Dabei gibt es durchaus eigenständige Szenen, die es mit Luis Buñuels Film aufnehmen können, etwa der Auftritt einer stummen Sängerin: Mehrmals beginnt der Pianist (Klaus von Heydenaber) mit einem koketten, aufmunternden Intro. Die Sängerin (Christiane Roßbach) schweigt durchweg gehemmt, ängstlich. Des Pianisten Vorspiel geriert sich immer aggressiver, bis er es aufgibt und die ausbleibenden Einsätze der Sängerin mit solistischem Furor überbrückt. Am Ende wird die stumm gebliebene Sängerin über den Klee gelobt, der virtuose Pianist als Dilettant verunglimpft. Es reicht manchmal eine Szene, um einen Abend unvergesslich zu machen."
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"Aber Bodó inszeniert nicht nur sein Ensemble. Er bindet es ein in eine starke Bewegungschoreografie und lässt dazu auch die Drehbühne rotieren. Mehr noch setzt er diesen geheimnisvollen Bann filmisch in kurze Sequenzen um, die durch Black-Outs getrennt werden. Es entwickelt sich dabei ein hohes Spieltempo, in dem das Zeitgefühl verloren geht. Am Ende weiß der Zuschauer ebenso wenig wie das Ensemble, wieviel Zeit in diesem Raum vergangen ist. Den Spannungsbogen gewährleisten auch die (dramaturgisch genau gesetzten) Entgrenzungen, die diese Gesellschaft von einem lähmenden Staunen über verbale Entgleisungen bis hin zu realen Gewaltakten erlebt. Ein Höhepunkt ist dabei die Verwandlung der Versammelten in eine Schafherde, in der sich das Animalische Bahn bricht."
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"Er erfindet eigene starke Bilder, um den mörderischen Kampf der sogenannten Stützen der Gesellschaft in diesem Wartesaal des Todes zu illustrieren. Und er hat ein Ensemble, das unter größtem körperlichem Einsatz seine Ideen kongenial, also jenseits von Klamauk, umsetzt. … Und ja, es gibt … absurd schöne Soli, wie der Auftritt der Sängerin Silvia Carell (Christiane Roßbach)."
"Während das bedrohlich Neue Buñuels Personen lähmt, kippt die Lethargie bei Bodó in wilden Aktionismus. Hau drauf statt subtiler Horror. Das ist schön verstörend und verzahnt Buñuels Versuchsanordnung mit der Gegenwart… ."
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"Deutet man das von Lili Izsák geschaffene Bühnenarrangement als EU-Ministerrat, wird einem unwohl. Die Runde lässt dem Unheil seinen Lauf, läuft sogar mit, statt zu versuchen, ihm Einhalt zu gebieten. Insofern stellt Bodó einen von realer Angst bestimmten Mikrokosmos der pandemischen Gesellschaft vor."
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