Kofflers Schicksal:­ Goldberg Variationen

Von und mit dem Jewish Chamber Orchestra Munich, Dirigent Daniel Grossmann
Mit Texten von Stella Leder
Schauspielhaus
Dauer – ca. 1:30 Std., keine Pause
Gemeinsam mit der Dramatikerin und Romanautorin Stella Leder begibt sich das Jewish Chamber Orchestra München auf eine Recherche und musikalische Reise. Das Projekt Kofflers Schicksal: Goldberg Variationen verbindet dabei die Befragung deutscher Erinnerungskultur mit der Erinnerung an eine konkrete Person und ihrem musikalischem Erbe:

Józef Koffler wurde 1896 in Stryj (damals Polen, heute Ukraine) geboren. Nach einem Kompositionsstudium in Wien feierte er Erfolge als Komponist. Bereits mit 32 Jahren erhielt er in Lemberg die einzige Professur für atonale Komposition in Polen. Unter dem psychischen Druck durch den Aufstieg des Nationalsozialismus stellte er Mitte der 1930er Jahre das Komponieren ein und bearbeitete stattdessen Werke anderer Komponisten. Mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Ostpolen 1941 wurde Koffler mit seiner Frau und seinem wenige Jahre alten Sohn verhaftet und in das Ghetto Wieliczka gebracht. Mit Auflösung des Ghettos 1943 versteckt er sich mit seiner Frau und dem kleinen Sohn an unterschiedlichen Orten, wurde 1944 jedoch von der Gestapo aufgespürt und die Familie wurde am Rande eines unbekannten Dorfes erschossen. Im Gegensatz zu Viktor Ullmann oder Erwin Schulhoff, deren Musik in den letzten Jahren vermehrt aufgeführt wird, war Józef Koffler bisher weitgehend vergessen. Sowohl seine Eigenkompositionen als auch seine Bearbeitung der Goldberg-Variationen werden als Teil des Aufführungsprogramms erklingen.
Die Lebensorte Kofflers bildeten einen jüdischen, oftmals auch deutschsprachigen, Kulturraum, der prägende Schriftsteller:innen wie Selma Meerbaum-Eisiger, Paul Celan oder Rose Ausländer hervorbrachte. Diese Dokumente literarischer Zeitzeugenschaft verbindet Stella Leder mit persönlichen Erinnerungen und erinnerungspolitischen Grundbetrachtungen:

Was bedeutet es, wenn verklungene Musik erneut erklingt? Warum können Widersprüche der Erinnerungskultur dabei helfen, gemeinsam zu erinnern? Wohin führt die Selbstbefragung? Wie erinnern wir selbst? Was sind Handlungen des Erinnerns? Welche tröstenden Rituale kennen wir? Wie durchbrechen wir Rituale der Erinnerung, um zu einer tatsächlichen Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart zu gelangen?
Im Rahmen von 30 Tage im November - Vom Wert der Menschenrechte

Text
Stella Leder
Dirigent
Daniel Grossmann
Dramaturgie
Martin Valdés-Stauber

Besetzung

Jelena Kuljić
Schauspielerin
Sandor Galgoczi, Mariana Beleaeva, Joe Rappaport, Zsuzsa Zsizsman
Violine 1
Amy Park, Evelyne Trauer, Yiqi Sun, Nicole Ostmann
Violine 2
Charlotte Walterspiel, Andreas Höricht, Shin Hee Lee
Viola
Aniko Zeke, Emil Bekir
Violoncello
Maximilian Fraas
Kontrabass
Veronika Blachuta
Flöte
Hideki Machida
Oboe
Takahiro Fuji
Englischhorn
Teimuraz Bukhnikashvili
Fagott
*Gäste*Guests