Nicht mein Feuer

von Laura Naumann
Foyer Kammertheater
Dauer – ca. 1:25 Std., keine Pause
Premiere
Fr – 12. Mai 23
Es soll für alle ein fulminantes Fest werden: der Geburtstag von Stefan. Schließlich hat man in 55 Lebensjahren auch einiges erreicht und kann es sich leisten. Zahlreiche Gäste sind erschienen, teure Autos parken vor dem Haus, es gibt eine volle Bar und der Geschenktisch biegt sich durch, der Himmel ist blau und sogar die pubertierenden Zwillingstöchter möchten dabei sein, wenn der DJ auflegt: Er, ein langjähriger Freund des Hauses, ist nicht nur für die Stimmung zuständig, sondern auch für die Überraschung. „Es soll etwas Besonderes werden“, hat Stefan im Vorbereitungsgespräch verheißungsvoll gesagt. Dann aber taucht der Gastgeber gar nicht auf. Für den Master of Ceremony eine einmalige Gelegenheit, das zu sagen, was er schon immer sagen wollte. Er hat das Wort, das Mikrofon sowie ein Publikum …

Der Gegenwartsdramatikerin Laura Naumann gelingt mit diesem Monolog eine zarte, aber schaurige Liebeserklärung an die Welt, die es so vielleicht bald schon nicht mehr geben wird. Im Angesicht der verheerenden Weltlage müssten wir doch handeln. Was wir tun könnten, ist eigentlich klar, und doch ist es so schwer zu verzichten. Also machen wir weiter. Unterhalten einander, bestärken uns gegenseitig in unserer Machtlosigkeit, feiern das, was da ist.
Inszenierung
Bühne
Jennifer Jünger
Kostüme
Stefanie Schulz
Licht
Peter Krawczyk

Pressestimmen

Stuttgarter Zeitung
Roland Müller, 15. Mai 23
Stefan ist ein Großunternehmer und feiert mit Leuten, die „Geld, Macht und Einfluss“ haben, aber er ist auch das Gegenteil eines woken Kapitalisten, der mit der Zeit geht. Die Zeit hat ihn überholt: Stefan leugnet – zentrales Thema der hundert Minuten – die Klimakatastrophe und würde sich in seiner Spaßgesellschaft, die nicht nur im Garten der Villa stehen geblieben ist, prächtig amüsieren.
Man ahnt es: Er kommt nicht. Und der Alleinunterhalter ist, wie es das Klischee vom Clown verlangt, Spaßmacher aus Verzweiflung. Statt das Volk zu betäuben, würde er es lieber aufrütteln, wie Peer Oscar Musinowksi in seiner spielerisch virtuosen Tour de Force zeigt.

Die Absenz des Gastgebers füllt der Darsteller mit Präsenz auf, mit dem vitalen, dauererregten Körper, der elastischen Stimme, die blitzschnell Tonlage und Erzählperspektive wechselt, sowie den Gedanken, die ihm durch den Kopf schießen … Der größte Witz ist das falsche Leben, das er lebt …

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Online Merker
Alexander Walther, 15. Mai 23
Dies ist zweifellos eine Paraderolle für Peer Oscar Musinowski als talentierter Entertainer, der vergeblich auf seinen Auftraggeber Stefan wartet.

[Der] Gastgeber [taucht] nicht auf und bringt den um Fassung ringenden Entertainer in eine arge Verlegenheit. Für den Master of Ceremony kommt jetzt die Stunde der Wahrheit, die Peer Oscar Musinowski als Schauspieler virtuos und gewitzt nutzt. In der Inszenierung von Franziska Berlitz (Bühne: Jennifer Jünger; Kostüme: Stefanie Schulz) wird auch die Showbranche heftig aufs Korn genommen. Feurige Partys und heiße Shows werden bei diesem witzigen Text der Gegenwartsdramatikerin Laura Naumann in brillanter Weise abgebrannt, dazu passt auch die Musik von Maurice Strobel. …

Zwischen der Glamour-Fassade kommt bei diesem hintersinnigen Stück eine andere Welt zum Vorschein, die die Zeit hinter sich lässt. Man muss wohl auch auf manches verzichten.
Stürmischer Schlussapplaus.

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