Odyssey. A Story for Hollywood

Eine Produktion des Nowy Teatr, Warschau
Schauspielhaus
Dauer - 3:55, eine Pause nach ca. 2 Std.
Auf Polnisch mit deutschen und englischen Übertiteln
Stuttgarter Premiere
Do – 07. Apr 22
Odyssey. A Story for Hollywood nimmt uns mit auf eine Reise von Homer und seinem Helden Odysseus zu Hanna Krall und ihrer Heldin Izolda, einer polnischen Jüdin. Ihr Kampf um die Rettung ihres Mannes während des Krieges stellt sie vor Herausforderungen, die es mit jeder Herkulesaufgabe aufnehmen können. Zwei gewaltige Konflikte: Der eine steht im Zusammenhang mit dem ersten Krieg der Menschheit - der Belagerung von Troja -, der andere ist unauflöslich mit den Verwerfungen des Zweiten Weltkrieges verknüpft.

Was hat das alles heute mit uns zu tun? Wohin würden wir gerne nach langen Irrfahrten zurückkehren? Wie sieht unser Hades aus, und wo sind all unsere Götter geblieben? Wo ist Pallas Athene, die so gerne das Herz von Odysseus erobern wollte? Und wo ist die Heilige Mutter Maria, die Izolda beschützt hat? Haben selbst die Götter den Glauben an die Möglichkeit einer glücklichen Rückkehr verloren und blicken in eine Zukunft, in der unsere Welt einen unumkehrbaren Kurs eingeschlagen hat? Wir alle leben in Angst, und allein können wir nichts dagegen tun. Wir versuchen sie zu besiegen, indem wir leichtsinnig sind.

Homer feierte die Triumphe des Odysseus in vierundzwanzig Gesängen. Die Geschichte von Izolda, die glaubt, dass ihr Leben einen wunderbaren Hollywood-Film mit Liz Taylor in der Hauptrolle abgeben würde, wurde von der 1935 geborenen polnischen Autorin Hanna Krall in ihrem Roman Herzkönig verarbeitet. Izolda überlebt Gefängnisse und Konzentrationslager und findet ihren Mann schließlich 1945 in Österreich wieder. Was aber soll von uns erinnert werden? Welche Geschichten sind es wert, erzählt zu werden, und wie beschreibt man das Unbeschreibliche?

Krzysztof Warlikowski entwirft mit seinem im Nowy Teatr in Warschau beheimateten Ensemble, dessen künstlerischer Leiter er ist, ein Panorama unerwarteter Analogien. Auf einer Reise der freien Assoziationen - von Shakespeare über J. M. Coetzee zu Hannah Arendt und Claude Lanzmann - führt er uns durch überraschende Landschaften und Figurenkonstellationen und konfrontiert uns mit existenziellen Konflikten, nicht ohne einige bewährte Strategien des Überlebens aufzuzeigen.

Krzysztof Warlikowski gehört zu den eigenwilligsten und innovativsten Regisseuren des europäischen Theaters. Seine Operninszenierungen führen ihn unter anderem nach Brüssel, Paris, London und Salzburg. 2021 wurde er mit dem Goldenen Löwen der Theater-Biennale Venedig 2021 für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Seine ersten Inszenierungen in Deutschland entstanden am Schauspiel Stuttgart: 1999 Shakespeares Was ihr wollt und 2000 Der Sturm. 2018/19 war seine Inszenierung von Iphigénie en Tauride an der Staatsoper Stuttgart zu sehen.

In Koproduktion mit Comédie de Clermont-Ferrand; Athens and Epidaurus Festival, Athens; La Colline – théâtre national, Paris; Schauspiel Stuttgart; Printemps des Comédiens, Montpellier

Mit Unterstützung des Kulturförderprogramms „Creative Europe“ der Europäischen Union.

Inszenierung: Krzysztof Warlikowski

Text: Krzysztof Warlikowski, Piotr Gruszczyński mit Adam Radecki
Mitarbeit: Szczepan Orłowski, Jacek Poniedziałek.

Inspiriert von Homers Odyssee und den Romanen Herzkönig und Eine Story für Hollywood von Hanna Krall

Künstlerische Mitarbeit: Claude Bardouil, Bühne und Kostüme: Małgorzata Szczęśniak
Dramaturgie: Piotr Gruszczyński, Mitarbeit: Anna Lewandowska, Musik: Paweł Mykietyn, Licht: Felice Ross, Video und Animation: Kamil Polak

MIT:
Mariusz Bonaszewski, Stanisław Brudny, Agata Buzek, Andrzej Chyra,
Magdalena Cielecka, Ewa Dałkowska, Bartosz Gelner, Małgorzata Hajewska-Krzysztofik,
Jadwiga Jankowska-Cieślak, Wojciech Kalarus, Marek Kalita, Hiroaki Murakami,
Maja Ostaszewska, Jaśmina Polak, Piotr Polak, Jacek Poniedziałek;
im Video: Maja Komorowska, Krystyna Zachwatowicz-Wajda

Pressestimmen

Deutschlandfunk Fazit
Christian Gampert, 07. Apr 22
"[Warlikowski] ist in der Personenführung absolut präzise und er ist … sehr stark in den Bildern. Ein grandioses Bühnenbild von Małgorzata Szczęśniak – da wird ein Käfig, ein Holocaust-Käfig, von einem Ende der Bühne zum anderen geschoben, von einem Sisyphos – das sind unglaublich starke Bilder. Die Haltung der Schauspieler, egal ob sie SS-Männer, Calypso, Odysseus oder eine amerikanische Schauspielerin wie Elisabeth Taylor spielen, sind perfekt angeeignet. Das ist großes, großes Regie- und Schauspielertheater. Das ist wirklich heute Welttheater gewesen."
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Nachtkritik
Verena Großkreutz, 08. Apr 22
"Ein Theaterabend in Episoden, die zeigen, dass sich da jemand viele Gedanken gemacht über den Tod und die Unsterblichkeit, über Flucht und Wiederkehr, über das Leben und das Totenreich und die Hölle, die der Mensch sich selber schafft. Und letztlich auch übers angemessene Erinnern."

"Es ist ein praller, ein düsterer, ein witziger, ein erschütternder Theaterabend, gespielt von einem großartigen Ensemble. Aber wie ihn zu Ende bringen, nach so viel Angerissenem, nicht fertig Erzähltem? Das gelingt Warlikowski auf ganz leichte, beschwingte Weise…"

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Kultura extra
Thomas Rothschild, 08. Apr 22
"Fünf von fünf Punkten: nicht zu toppen"

"Krzysztof Warlikowski ist, sowohl im Sprechtheater wie in der Oper, einer der bedeutendsten lebenden Regisseure. … "Odyssey. A Story for Hollywood" verknüpft Elemente der Odyssee, die als Folie für zeitlose Konstellationen fungiert, mit Anregungen aus Büchern der polnischen Schriftstellerin Hanna Krall und mit Seitenblicken auf weitere Autoren. Bühne und Kostüme hat Warlikowskis Ehefrau und langjährige Mitarbeiterin Małgorzata Szczęśniak, auf ihrem Gebiet nicht weniger überragend als ihr Mann, beigesteuert. Regie und Ausstattung bilden bei diesem Paar eine schlüssige Einheit, wie man sie beispielsweise aus der Zusammenarbeit von Christoph Marthaler und Anna Viebrock kennt."

""Odyssey. A Story for Hollywood" ist, ganz unzeitgemäß, Bildungstheater, vollgestopft mit Anspielungen, unter anderem auf Shakespeares Richard III., auf Malaparte, auf Coetzee, auf den Filmregisseur Theo Angelopoulos."

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