Cabaret

Musical von Joe Masteroff (Buch), John Kander (Musik) und Fred Ebb (Gesangstexte)
nach den „Berlin Stories“ von Christopher Isherwood
Karten
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
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Schauspielhaus
Dauer – ca. 2:45 Std., eine Pause
In deutscher und englischer Sprache mit Übertiteln
Premiere
Sa – 18. Mär 23
Karten
https://www.schauspiel-stuttgart.de/ Schauspiel Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
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Willkommen, bienvenue, welcome / Fremder, étranger, stranger / Schön, dass ihr da seid / Je suis enchanté! / Happy to see you … – singt der Conférencier und verführt seine Gäste in die zwielichtige Unterwelt des Kit Kat Clubs. Es sind die 1920er Jahre in Berlin. Eine Zeit, geprägt von extremer Armut und hemmungslosem Genuss, in der man den eigenen Körper für ein bisschen Lebenslust verkauft.
Hier verliebt sich der amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw in die Sängerin Sally Bowles. Sie ist der gefeierte Star der Show und träumt von einer Karriere als Schauspielerin. Clifford schlägt sich als Englischlehrer durch und schreibt an einem Roman. Als Sally arbeitslos wird, zieht sie zu dem jungen Schriftsteller. Sie werden ein Paar und planen eine gemeinsame Zukunft. Auch Cliffords Pensionswirtin, das Fräulein Schneider, ist frisch verliebt. Sie möchte den jüdischen Gemüsehändler Schulz heiraten. Doch der beginnende faschistische Terror lässt die privaten Träume schnell zerplatzen. Nazischergen zerstören das Gemüsegeschäft. Fräulein Schneider nimmt von ihren Heiratsabsichten Abstand. Cliffords Freund, der Devisenschmuggler Ernst Ludwig, entpuppt sich als Handlanger der braunen Gewalt. Die politische Gefahr vor Augen, will Clifford Deutschland zusammen mit Sally verlassen. Doch sie entscheidet sich für ihre Karriere und bleibt in Berlin.
Das Musical Cabaret erzählt von der Liebe in den Wilden Zwanzigern und von ihrem Scheitern angesichts der nationalsozialistischen Machtergreifung.

Cabaret basiert auf den autobiografischen Erzählungen des britisch-amerikanischen Schriftstellers Christopher Isherwood (1904–1986). Angezogen von dem Ruf und der sexuellen Freizügigkeit der Stadt Berlin, war Isherwood nach einem abgebrochenen Medizinstudium 1929 nach Deutschland gekommen, um einen großen Berlin-Roman zu schreiben. Seine Erlebnisse aus dieser Zeit veröffentlichte er in dem Buch Good bye to Berlin (1939). 1933 emigrierte er nach Kalifornien, wo er als Drehbuchautor arbeitete. In den 1950er Jahren wurde er zu einer Ikone der Schwulen- und Lesbenbewegung, weil er sich als einer der ersten prominenten Autor:innen zu seiner Homosexualität bekannte.

Inszenierung
Musikalische Leitung
Nicholas Kok, Michael Alber
musikalische Einstudierung
Marcos Padotzke, Nicholas Kok
Kostüm
Choreographie
choreografische Assistenz
Gesangscoach
musikalische Dramaturgie
Dramaturgie
Musiker:innen
Nicholas Kok, Sebastian Kiefer, Eckhard Stromer, Judith Goldbach, Karoline Höfler, Stefan Großekathöfer, Philipp Tress, Anne-Maria Hölscher, Janina Rüger-Aamot, Sabrina Buck, Johanna Hirschmann, Fabian Beck, Eberhard Budziat, Heike Rügert, Angela Weiß, Ruth Sabadino

Besetzung

Felipe Ramos*
Priscilla Queen of l’anguilla
Carla Baumgartner*
Mascha from Russia
Johannes Blattner*
Gege l’amorosso de Napoli
Luis Hergón*
Lola Banana
Stella Covi*
Trilli la squirli
David Hegyi*
Attila aus der Puszta
Lara Sophie Neuser*
Elsa die erste im Klassenzimmer
Ronja Sahra Steinacher*
Marie-Claire le petit croissant de Toulouse
*Gäste*Guests

Pressestimmen

Süddeutsche Zeitung
Egbert Tholl, 24. Mär 23
„Cabaret“ … hat derzeit durchaus Konjunktur, … weil es schon vor Jahrzehnten den Nonkonformismus feierte, den Kit-Kat-Club als geschützten Raum etabliert, in dem jeder nach seiner eigenen sexuellen Façon glücklich werden kann. …

Der Regisseur Calixto Bieito braucht kein einziges Hakenkreuz, keine Naziuniform, um das Grauen erfahrbar zu machen. Es schleicht sich subtil heran, stellt sich dennoch aber unmissverständlich ein.

… Alle Solopartien sind aus dem Schauspielensemble heraus besetzt, wodurch man, abgesehen vom umwerfenden Elias Krischke als Conférencier, durchaus gesangliche Perfektion vermissen könnte. Wenn es denn um die ginge. Tut es aber nicht. Es geht immer um die Selbstbestimmung jedes Individuums, oft allein auf der Bühne, die ins Parkett ausstrahlt. Es geht um die Wut und den Trotz der Sally Bowles (Paula Skorupa), um ihren Überlebenswillen; es geht um Lust an Travestie, am Anderssein, am Queeren – grandios darin Klaus Rode-wald und Boris Burgstaller. Es geht um die rührende Liebesgeschichte zwischen der Pensionswirtin Fräulein Schneider (Anke Schubert) und dem Obsthändler Herrn Schultz (Michael Stiller), die scheitert, weil er Jude ist und sie ihre Fremdenpension nicht verlieren will.

… die [fabelhafte] Band unter der Leitung von Nicholas Kok spielt knallhart und ohne jeden Schwulst, dazu tanzt ein Chor aus furiosen, jungen Musicaldarstellern. … [Bieitos] „Cabaret“ ist kein Historien-stück mehr, das vom Ende der Weimarer Republik kündet, es ist ein allgemeingültiges Manifest für Toleranz und Vielfalt menschlichen Seins.

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Stuttgarter Zeitung
Nicole Golombek, 19. Mär 23
Bleich ist die Fratze des Wahnsinns. ... Der Conférencier ist eine Karikatur, die mit eiskaltem Frohsinn den Ton angibt. All das zeigt an, dieses feixend vorgetragene „Willkommen, Bienvenue, Welcome“ ist ein vergiftetes. Das ist der Grundton in Calixto Bieitos Inszenierung …
Die hervorragenden Tänzerinnen und Tänzer (Choreografie: Juanjo Arqués) und das von Nicholas Kok geleitete fulminante Orchester zelebrieren die Lust am Leben nur fürs Hier und Jetzt. … Dass Glitter und Flitter, Schminke und ondulierte Haare, Federboas und Männer in Frauenkleidern allein noch keine freie Gesellschaft ausmachen, zeigt sich, wenn der Conférencier, gespielt von Elias Krischke, mit aggressiv ordinären Gesten die Szenen aufmischt. Der Schauspieler fühlt sich sichtlich wohl im Scheinwerferlicht, er irrlichtert am Premierensamstag zwei Stunden lang unermüdlich über die Bühne … Doch gerade weil das Singen, Tanzen, Feixen, weil die Nummern so glatt und glamourös über die Bühne gehen, wird das Unbehagen übers schleichend wirkende Nazigift umso größer. …
Diese moralischen Verstrickungen zeigt der Abend dann doch ziemlich eindringlich. Und damit knüpft Bieito an seine beeindruckende Inszenierung aus dem Jahr 2019 von „Italienische Nacht“ von Ödön von Horváth über die präfaschistische Stimmung in Deutschland an. … Bis dahin darf sich das Staatsschauspiel über eine Erfolgsproduktion und über vermutlich viele ausverkaufte Vorstellungen freuen ...

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Südwest Presse
Otto Paul Burkhardt, 20. Mär 23
… Es könnte der neue Spielplankracher werden. Dabei war es durchaus riskant, ein Musical wie „Cabaret“ (1966) zu stemmen und sich auch gegen die ikonische Verfilmung (1972) behaupten zu wollen. …
Bereits Elias Krischke – als zwielichtiger Conférencier – zieht das Publikum mit einem dick aufgetragenen „Willkommen, bienvenue, welcome“-Intro in die Geschichte hinein. … Nein, ein weichgespülter „Cabaret“- Abend wird das nicht, in Stuttgart darf zwischendurch lasziv gezüngelt und schnöde gerammelt werden. … Turbulente Choreografien zu schmissig synkopierter Musik und knappe Sprechtheater-Dialoge wechseln sich ab. Das Orchester schwebt über dem Geschehen und präsentiert unter Nicholas Kok jene typische „Cabaret“-Melange aus Jazz, Ragtime, Brecht-Weillscher Schärfe und fülligen Melodien der Rubrik „ganz große Gefühle“.
… Auch ohne Nazi-Optik gelingt es, die Zeitgeschichte – das Ende der Weimarer Demokratie, den aufkommenden NS-Faschismus – in latenter Präsenz anklingen zu lassen. Hollywood-Sentiment? Nein. Der 1963 geborene Bieito kratzt diese Oberfläche auf, lässt Konflikte aufeinanderprallen, spart auch die Trostlosigkeit hinter der Glitzerfassade nicht aus.
… Zu den Glanzlichtern zählt der „Cabaret“-Hit „Maybe This Time“, ein bombastisch sich hochschraubender Pompsong, den Skorupa vor dem Kulminationspunkt abbricht und in leiser, zager Verzweiflung ausklingen lässt: eine grandiose Performance. … Alles in allem: ein auch ohne Profistimmen gut sortiertes Ensemble und eine zupackende Regie. Kein rundum geglättetes Teflon-Musical. Sondern Musiktheater mit starken Auftritten, rauen Brüchen und lauernden Abgründen.

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SWR2
Karin Gramling, 20. Mär 23
… Ein spielfreudiges Ensemble, eine Tanzgruppe und eine Live-Band zeigen Leidenschaften, sexuelle Ausschweifungen und zerplatzte Träume im Berliner Nachtleben Anfang der 30er Jahre. Absolut Sehenswert!
… Bieito schafft … eine gelungene Version von „Cabaret“ auch ohne Musicaldarsteller. So wirbelt etwa der herausragende Schauspieler Elias Krischke als Conferencier mit unglaublicher Energie über die Bühne, egal ob im Smoking oder im Goldglitzerfummel. Andere Songs kommen gelegentlich als Sprechgesang im Stil von Brecht und Weill daher.

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Südkurier
Roland Müller, 22. Mär 23
… Im Stuttgarter Schauspiel langt der international gefragte Calixto Bieito zu. Früher … galt er als Skandalregisseur, der auf der Bühne mit Blut, Schweiß und Hoden hantierte. Doch diese Zeiten sind vorbei.
Der Katalane ist in seiner klassischen Phase angekommen, wie er auch im Staatstheater mehrfach gezeigt hat: Er führte García Lorcas „Bernarda Albas Haus“ und Horváths „Italienische Nacht“ zu Triumphen, immer eng am Text entlang und mit starkem, sicherem Blick für die politischen Dimensionen der Dramen. Doch nicht genug, Bieito kann auch Musiktheater, was er in der benachbarten Oper ebenfalls schon bewiesen hat. …

[Der Conférencier Elias Krischke] ist ein Mephisto des Entertainments mit einer Stimme, die so geschult, biegsam und wandlungsfähig ist wie der ganze drahtige Körper, der umjubelte Star des Abends: Noch nie war der junge Elias Krischke so toll wie in dieser Rolle – und noch nie hat er den Grundton einer Inszenierung so stark gesetzt wie jetzt, wenn er ruft: „Lasst Eure Sorgen zu Hause.“ ...

Rhein-Neckar-Zeitung
Heribert Vogt, 22. Mär 23
... Bieito hat einen ganz eigenen, heutigen Zugang zu dem Musical gefunden; er bringt es als wahres Fest der Sinne über die Rampe – die noch durch eine Erweiterung ins Parkett aufgebrochen ist, sodass man dem tobenden Lebensdschungel ganz nahe ist: vorn die Show-Szene, dahinter der zwielichtige Kit Kat Club und darüber das Orchester (Bühne: Bieito mit Helen Stichlmeir; musikalische Leitung: Nicholas Kok). Was in diesem revueartigen Vollblut-Szenario zusammengerührt wird, hat viel Pfiff und Schmiss: wilder Tanz, berstende Situationskomik und natürlich die vielen weltberühmten Songs …
... Paula Skorupa zeichnete die Rolle wunderbar eigenständig, zupackend, mit kraftvoller und oft auch sensibel auslotender Stimme, im Ganzen mit lebenspraller Ausstrahlung. Eigentlich will man ihr die Krone der Aufführung verleihen. Wenn da nicht der sagenhafte Turbo-Conférencier des Elias Krischke wäre: ein echter Hansdampf in allen darstellerischen, musikalischen und sexuellen Lebenslagen, der zwischendurch auch noch ein sattes Schlagzeug-Solo herunterfetzt. …
Für zahlreiche weitere Glanzpunkte sorgen etwa Gábor Biedermann als amerikanischer Schriftsteller und Bowles Geliebter Clifford Bradshaw, Anke Schubert als Zimmerwirtin Fräulein Schneider oder Michael Stiller als bald ausgegrenzter Jude Herr Schultz. …
Insgesamt ein Theaterabend mit sehr lauten und ganz leisen Szenen, der begeistert und in Erinnerung bleiben wird. Da passt alles: von den Super-Leistungen der Schauspieler in den Kostümen von Paula Klein über die stimmungsvolle Musik des neunköpfigen Orchesters bis zum gelungenen Nachtclub-Flair. Am Ende: rhythmisches Klatschen, Bravorufe und Johlen.

Nachtkritik
Thomas Rothschild, 19. Mär 23
… Dass Bieito am Schauspiel Stuttgart nicht mit den Musicals aus der Konserve, mit bis in die kleinsten Details lizenzierten Inszenierungen konkurrieren würde, war zu erwarten. … Das gehört aber zum Konzept und rückt „Cabaret“ eher in die Nähe von Aufführungen der Brecht/Weill-Kollaborationen als von Musicals US-amerikanischer Provenienz. Hervorgehoben sei dennoch Elias Krischke als Conférencier …

Großer Jubel. Und kein Hauch von Skandal. Das Schauspiel Stuttgart, kein Zweifel, hat ab sofort einen Publikumsmagneten auf dem Programm.

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Online Merker
Alexander Walther, 21. Mär 23
... Elias Krischke brilliert als überaus sarkastischer Conferencier, der die Mächte der Unterwelt mit beissender Schärfe beschwört. Die unheimliche Macht der faschistischen Kräfte kommt hier immer wieder in drohender Weise zum Vorschein … Eine ausgezeichnete Leistung bietet auch die hellblonde Inga Krischke als Sally Bowles, die ihren Songs einen weiten und strahlkräftigen gesanglichen Bogen gibt („Maybe this Time“). Marilyn Monroe war übrigens auch für diese Rolle vorgesehen, doch es wurde nichts daraus. Gabor Biedermann kann als Clifford Bradshaw ebenfalls überzeugen. Er demonstriert seine Ohnmacht gegenüber den Nazihorden in bestürzender Weise. Hervorragend mimt Anke Schubert Fräulein Schneider, deren Beziehung zu dem Juden Schultz tragisch scheitert. Michael Stiller als Herr Schultz fügt sich mit Noblesse und scheinbar stoischer Ruhe in sein Schicksal. … ein mitreissendes Ensemble voller Elan und darstellerischer Wucht.
Nicholas Kok heizt seine Band am Piano immer wieder mächtig an, da sprühen elektrisierende Funken. Songs wie „Two Ladies“, „If You Could See Her through My Eyes“, „Tomorrow Belongs to Me“, „Mein Herr“, „Heirat“ und „Money, Money“ gewinnen starke und unmittelbare Bühnenpräsenz. …

Großer Jubel.

Zur vollständigen Kritik

Paula Skorupa und Anke Schubert im Gespräch über Liebe und Freiheit in „Cabaret“

SCHLAGLICHT – Gesellschaftsthemen auf der Bühne

Eine Kooperation von SWR2 mit dem Schauspiel Stuttgart