Der gute Gott vom Zürichsee
Der Briefwechsel
von Ingeborg Bachmann und Max Frisch
von Ingeborg Bachmann und Max Frisch
Kammertheater
Einführung mit der Mitherausgeberin und Literaturwissenschaftlerin Dr. Barbara Wiedemann
Mein Lieber, warum kommst Du mir trotzdem wie ein Geliebter vor – und doch wie ein Feind heute? Ich will aber nicht kalt mit Dir reden und mit Dir rechten, um mich erhalten zu können. Ich will das wirklich nicht und komme gleich, nachsehen, wie Du daliegst und weiterhaderst mit mir – oder vielleicht liebst Du mich und es kommt Tauwetter. Deine Ingeborg P.S: Come prima. [IB: 46]
O Du! Nun also bist Du, mauve ou jaune, rauschend in deinem Abendkleid und nackten Rückens, umwimmelt von Leuten, hochstrahlend und hold dass ein jeder, der es nicht gewagt hat, sich einbildet, er hätte dich heiraten wollen. Okay! Ich bin noch nie so eifersüchtig gewesen wie auf Dich, dabei so gleichgültig wie einer, der morgen oder übermorgen hingerichtet wird. Ich bin so randvoll von Tod manchmal, drum mein unnettes Schweigen, als du wegfuhrst ... [MF: 47]
Mai, 1958. Für eine Fernsehproduktion von Biedermann und die Brandstifter weilt Max Frisch in Hamburg als er auf Ingeborg Bachmanns Hörbuch Der gute Gott von Manhattan stößt. Er ist beeindruckt und schreibt der promovierten Autorin und Preisträgerin der Gruppe 47 umgehend einen Brief, in dem er seine Faszination für ihr Schaffen ausdrückt. Bachmanns Antwort ist der Start einer der spektakulärsten Briefwechsel der Literaturgeschichte. Die rund 300 überlieferten Schriftstücke dokumentieren das Leid und die Lust zweier Berühmtheiten ihrer Zeit, deren Liaison vier Jahre lang halten wird. Bezeugt wird dabei die Geschichte einer offenen (Fern-)Beziehung, um die sich zahlreiche Mythen ranken, auch weil sie nicht zu wenige verworrene Spuren im literarischen Schaffen beider hinterlassen hat. Die Briefe zeigen die enge Verknüpfung von Leben und Werk, sie sind intime Mitteilungen und zugleich Weltliteratur. Wir haben es nicht gut gemacht (Piper & Suhrkamp, 2022) liefert einen noch nicht dagewesenen Einblick in die komplexe bisweilen kontroverse Beziehung sowie den produktiven Schaffensaustausch zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch.
Einrichtung der Lesung
Bühne
Kostüme
Gitarre
Einführung
Dr. Barbara Wiedemann