Hamlet
Schauspielhaus
Ab Klasse 8
Dauer – ca. 3:00 Std., eine Pause
In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln
Premiere
Sa – 06. Dez 25
Sa – 06. Dez 25
Etwas ist faul im Staate Dänemark. Unlängst ist der alte König verstorben, es heißt, eine Schlange habe ihn gebissen, während er im Garten schlief. Zurück lässt er ein Land im wachsenden Konflikt mit seinem norwegischen Nachbarn, eine Witwe, die ihren Schwager ehelicht, und inmitten all dessen seinen Sohn, den jungen Prinzen Hamlet. Die Nachricht vom Tod seines Vaters reißt ihn aus seinen Studien in Wittenberg und führt ihn zurück an den heimischen Hof von Helsingör. Als man ihm dort zuträgt, der Geist des verstorbenen Königs erscheine Nacht für Nacht auf den Mauern der Burg, sucht er ihn auf, um so die wahren Umstände seines Todes zu erfahren. Von seinem Bruder und Thronfolger Claudius, Hamlets Stiefvater, hinterlistig ermordet, fordert der Geist seinen Sohn zur Rache auf. Innerlich zerrissen, beschließt Hamlet, fortan Wahnsinn vorzutäuschen, um dem Argwohn seiner Familie und des Hofes zu entgehen. Polonius, Vertrauter des neuen Königs Claudius, vermutet zunächst, dass die Liebe zu seiner Tochter Ophelia der Grund für Hamlets Wahn sei. Während Hamlet alles daran setzt, die Schuld seines Stiefvaters zu beweisen, versucht das Königspaar, dem Prinzen nachzustellen. Im Kampf zwischen Aufklärung und Vertuschung überschlagen sich die Ereignisse, und nach und nach verfangen sich die Figuren im tödlichen Netz der Intrige.
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Musik
Kampfchoreografie
Licht
Dramaturgie
… Franz Pätzold, der ihn spielt, füllt die Titelrolle mit Starrsinn aus. Aber auch mit frappierender Eindringlichkeit. Der Hamlet mit ihm, das ist großes Schauspieler-Theater. Nicht zuletzt, weil Kosminski auch darüber hinaus kluge Besetzungsentscheidungen getroffen hat ... Da stellt ein Regisseur – und so kennt man Kosminski – nicht sein Ego aus, sondern die Inszenierung in den Dienst einer Sache. Einer gediegenen Klassiker-Pflege, die dennoch nicht altbacken daherkommt. Gerade in der Fokussierung auf die Schauspielerinnen und Schauspieler und das, was sie miteinander aushandeln, steckt ästhetische Sprengkraft. Die zugleich eine politisch-gesellschaftliche ist.
Claudius ist mit Felix Strobel glänzend besetzt. … Pauline Großmann als Ophelia … ist als Teil dieses großartigen Ensembles zu nennen, das diesen Abend zum theatralen Fest, zum lange nachwirkenden Erlebnis macht. …
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Auf vielfältige Weise holt Kosminski das historische Drama in die Gegenwart: mit Videoeinspielungen, Popmusik oder Zwischenbemerkungen wie „Mensch“, „nee“ oder „super“. Franz Pätzold spricht als Hamlet meist direkt zum Publikum. Er lässt nicht nach in seinem Furor, redet sich immer neu in Rage, bis ihm der Schaum vor dem Mund steht – und scheint die jungen Zuschauer mit geballter körperlicher Energie bei der Stange halten zu wollen. Ophelia (Pauline Großmann) könnte mit ihrem bauchfreien Shirt direkt einer der Schulklassen entsprungen sein, die ihr in den nächsten Monaten zuschauen werden. …
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… In trotziger James-Dean-Haltung am Bühnenrand lümmelnd, ätzt Hamlet über die statuenhaft schöne Mutter Gertrud (Katharina Hauter), die, frisch verwitwet, schon wieder einen neuen Typen hat – ausgerechnet Onkel Claudius. Der ist mit einem Charismatiker aus dem Ensemble besetzt: Felix Strobel. Ein vier Jahre jüngerer Schauspieler als der Hamletdarsteller spielt dessen Onkel und Stiefvater. Und wie. … Großes Vergnügen macht es, den starken Künstlern bei ihren Spielduellen zuzuschauen. …
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… das Spiel [ist] spröde, aber energisch …. Stark der Ernst der Unternehmung. …
… Am originellsten der König Claudius von Felix Strobel, dessen Lächeln lieb und kalt ist … Dezent aufgewertet Rosencrantz und Guildenstern, Tim Bülow und Sven Prietz, auch sie keine Witzfiguren, sondern stille Zeitgenossen, analog zum Horatio von Felix Jordan und zum Laertes von Karl Leven Schroeder …
Kälte geht hier vor Leidenschaft. Hamlet selbst, der Schauspieler Franz Pätzold als Gaststar, ist aggressiv wie ein aufgeklapptes Messer und hält den Ball zugleich flach. Imposant, eisig, nonchalant. Entsprechend kraftvoll das Finale …
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… Sein Onkel Claudius (Felix Strobel mit einem von Hinterlist und eiskalter Machtgier gezeichneten Profil) will ihn durch Intrige vernichten, seine Mutter Gertrud (Katharina Hauter erst kalt und emotionslos, dann in der direkten Auseinandersetzung mit Hamlet am Zusammenbrechen) weist ihn zurück. Auch die Liebe zur jungen Ophelia (Pauline Großmann als Mischung aus selbstbewusster Göre und gefügiger Tochter) geht in die Brüche, denn ihr Vater Polonius (Anke Schubert mit einer fein karikierenden Darstellung als Höfling und Patriarch) ist dagegen. …
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… Pätzold [in der Rolle des Hamlet] hält als Spieler offen, ob er sich aus enttäuschter Verzweiflung, ob aus vermeintlichem Liebesentzug (Eifersucht auf den Onkel) oder am Ende aus steigernder Wut gegen seine Mutter wendet. … Pauline Großmann stattet ihre Ophelia mit Tönen eines sexuellen Begehrens aus. Ihre Liebe bleibt vergeblich, wenn auch Pätzold deutlich macht, wie sehr er sie eigentlich liebt. …
… Diese Inszenierung von Kosminski zielt auf eine Welt, in der alle eine Rolle annehmen, aber ihr Spiel nicht durchhalten können. Und weil sie ihr Spiel nicht durchhalten können, müssen sie scheitern, allen voran Hamlet. Nicht zufällig spielt sich dabei Rainer Galke in den Vordergrund. … In allen seinen Rollen steht seine Spielmacherqualität im Vordergrund. Er, wie auch der zweite Totengräber, den Klaus Rodewald als virtuoses Solo abliefert, sind neben Horatio … die einzigen Überlebenden …
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… Kosminski legt den Tiefgang von Shakespeares Stück in seiner zuweilen heftig aufbegehrenden Inszenierung durchaus offen. Die berühmten Monologe … werden ins Zentrum gerückt und enthüllen gleichsam ein ungeheures Seelendrama. … Ein sehr starkes Charakterporträt liefert bei dieser Aufführung auch Felix Strobel als König Claudius, der die bedrückenden Schattenseiten dieser Rolle präzis herausarbeitet. Pauline Großmann bietet als Ophelia ein weiteres hinreißendes Porträt des Hin- und Hergerissenseins zwischen Liebe und Verzweiflung. …
… Kosminski macht deutlich, dass man in Hamlet auch überall den Grundtypus der Komödie antrifft, die sich aber schnell zur absoluten Tragödie verändert. …
… Jubel und „Bravo“-Rufe! …
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… Dass Hamlet nicht nur verrückt spielt, sondern sogar die Intrige gegen seinen Vater als Theaterstück spielen lässt, folgt einer beliebten Denkfigur Shakespeares. Es ist die Idee einer paradoxen Welt. Sie bewirkt, dass in König Lear ausgerechnet der Narr die weisesten Worte spricht und Graf Gloucester erst als Blinder sehend wird. Entsprechend erkennt auch Hamlet, dass der Mensch eine Inszenierung braucht, um zur Wirklichkeit vorzudringen. …
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