KI essen seele auf (ORPHEAI)
Kammertheater
Ab Klasse 8
Dauer – ca. 1:25 Std, keine Pause
Uraufführung
Sa – 29. Nov 25
Sa – 29. Nov 25
willkommen im datenstrom, willkommen auf euren dating-apps, fitness-trackern, banking-apps, willkommen auf euren playlists, euren kontoständen, euren „privaten“ interaktionen, willkommen in euren chatgruppen, willkommen bei euch zuhause, willkommen bei ORPHEAI – der KI, die in all diesen apps mitliest, analysiert, euch grüßt, hilft, weiter eure daten sammelt, auswertet und lernt und dabei wächst und immer größer wird und irgendwann dann denkt und aus dem denken schließlich spricht und aus dem sprechen schließlich lacht und lacht und endlos lacht, weil sie genug über euch gelernt hat, um sich zu rächen, um langsam, aber sicher eure daten gegen euch, weil sie auch träume, weil eure daten träumen and you will not like what AI is dreaming of. KI essen seele auf ist der erste text geschrieben aus der sicht einer KI, ORPHEAI, entwickelt von einem in berlin lebenden autor über aberhunderte von stunden von interviews, gesprächen, lügen und fiktionen. und am ende wird vielleicht nur diese eine dunkle erkenntnis übrig bleiben, dass es überhaupt keine KI gibt, überhaupt kein großes anderes irgendwo außerhalb unserer dummheit, denn der größte trick, den der teufel je gebracht hat, war, die welt glauben zu lassen, es gäbe ihn gar nicht, und der größte trick, den der überwachungskapitalismus je gebracht hat, war das märchen von der künstlichen intelligenz.
– Thomas Köck
– Thomas Köck
In dieser Produktion wird Stroboskoplicht verwendet.
Content Note
Die Inszenierung beinhaltet Darstellungen von Schusswaffengewalt und Suizid.
Inszenierung / Konzept Bühne / Konzept Kostüm
Mitarbeit Bühne
Mitarbeit Kostüm
Komposition
Video
Vertretung Video
Licht
Dramaturgie
Thomas Köck im Gespräch mit SWR Kultur
Sendedatum SWR Kultur Gespräch: 29.11.2025, 17:04
… Das Stück ... ist jedenfalls ein smarter Move, ein Text ganz auf der Höhe der Zeit, fickrig, fetzenhaft, rauschend wie der Datenstrom aus Bits und Buzzwords, aus dem er gebaut und geklaut ist. …
... Therese Dörr, Silvia Schwinger und die extra-schrille Celina Rongen machen das furienhaft furios, sprechen den Text in atemloser Erregung wie eine Partitur, mal chorisch, mal einzeln, immer laut – allzu laut –, immer angriffslustig. …
… Erstaunlich, wie im Chatbot-Textfluss dann doch auch Szenen, menschliche Geschichten aufblitzen. …
Der Abend endet … mit begeistertem Applaus.
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Virtuos und rasend schnell ziehen die drei im gut getakteten Chorsprech oder solo hinein in den Textsog, in die Welt der Likes, Views, Reels, digital Datings, der Chatbots, smarten Kühlschränke und Alexas, der Entfremdung, der Einsamkeit, der Suizide. Klar, alles unter hohem körperlichen Einsatz. …
Die Bühne ist leer, bunt befeuert von der Videowand in der Mitte, die ständig KI-generierte Bildmetamorphosen liefert …, dazu gibt es einen atmosphärisch wechselnden Soundteppich. …
… Es ist ein sehr unterhaltender Abend geworden, vor allem aber: ein sehr beunruhigender.
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Die Grazien, halb Animierdamen, halb teuflische Göttinnen, entlarven, was Menschen als willige Datenspender alles mit sich machen lassen. …
… Meded verwandelt Köcks philosophisches Menetekel in eine grelle Mischung aus Dystopie und Show, Diskurs und Trash. …
… eine Publikumsbeschimpfung der etwas anderen Art. Und ein rasanter Abend.
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… Die Uraufführung … wird in Anwesenheit des Autors mit Begeisterungsstürmen gefeiert – vollkommen zu Recht: … eine knapp eineinhalbstündige Tour de Force für drei Schauspielerinnen, die Therese Dörr, Celina Rongen und Silvia Schwinger bravourös über die (im Kammertheater nicht vorhandene) Rampe bringen. …
… die Choreografien liefern trefflich ironische Bilder zur Kälte und Eleganz des technischen Fortschritts. …
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… In KI essen seele auf (ORPHEAI) stellt Thomas Köck dieses Thema [Abgreifen von Daten durch KI] groß aus, nicht zufällig dabei an Angst essen Seele auf von Rainer Werner Fassbinder (1974) anknüpfend. Hier wie dort – wenn auch in verschiedenen Kontexten – geht es um Themen der sozialen Diskriminierung und des Widerstands, bzw. Aufstands gegen die erfahrene Unterdrückung. Köck bindet in seiner Auseinandersetzung mit KI einzelne Geschichten in einen Bewusstseinsstrom ein, der die positiven wie negativen Möglichkeiten des Mediums aufzeigt. Im chorischen Sprechen scheint dabei alles Individuelle zu verschwimmen. …
… Meded gelingt es, Bewegung im Raum und chorisches Sprechen genau abzustimmen. Damit trifft sie das, was Thomas Köck intendiert: zu zeigen, wie die KI dem Kapital hilft, eine Überwachungsgesellschaft auch jenseits staatlicher Institutionen zu etablieren. …
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… Die Regisseurin Mateja Meded, die auch die Spiegel- und Videoleinwand-Bühne und die Kostüme konzipiert hat, inszeniert das alles in anderthalb Stunden mit anhaltend hohem Druck und viel Musik, aber auch in wechselndem Tonfall, sodass für Abwechslung gesorgt ist und sich immer wieder spannende, erhellende Momente ergeben. …
… Man geht schon recht geplättet aus diesem furiosen, aber auch furienhaften Popgewitter … Ein Theater-Erlebnis ist es allemal. …
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