Picknick im Felde

von Fernando Arrabal
Deutsch von François Smesny

Nord
Dauer – ca. 50 Min., keine Pause
Premiere
Fr – 20. Jan 2023
Die Eltern Tepan machen einen Ausflug zu ihrem Sohn und wollen im Feld picknicken. Dass es sich um ein Kriegsfeld handelt, stört sie nicht. Zapo freut sich über die Gesellschaft. Sonst strickt er Pullover, wenn ihm langweilig ist. Während die Eltern Tepan stolz von ihren Kriegserfahrungen erzählen, erscheint Zepo, ein Soldat der gegnerischen Armee. Zepo wird gefangen genommen und zum gemeinsamen Picknick eingeladen. Er freut sich über die Gesellschaft. Sonst bastelt er Blumen, wenn ihm langweilig ist. Zapo und Zepo sind davon überzeugt, dass sie Feinde sind, sie wissen nur nicht warum. Sie schießen beide, ohne zu zielen. Sie wissen nicht, wie oft sie schon getroffen haben. Sie wissen nicht, warum sie schießen.
Fernando Arrabal, der spanisch-französische Dramatiker des absurden Theaters, setzt sich in seinem Stück mit dem Konzept des Krieges auseinander, ohne auf einen bestimmten Krieg einzugehen. Er lässt seine Figuren mit einer kindlichen Perspektive auf die Ideen zweier Fronten, Fremdheit und Gleichheit blicken und integriert dadurch das Absurde im Realen und umgekehrt.

Eine Kooperation mit der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg (ADK) in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (ABK)

Mit Picknick im Felde schließt Paul Auls sein Regie-Studium (Mentorat: Ludger Engels) an der ADK ab.

Inszenierung
Bühne
Kostüm
Sound
Licht
Michael Frank
Dramaturgie
Dramaturgische Beratung

Pressestimmen

Stuttgarter Zeitung
Thomas Morawitzky, 23. Jan 23
Paul Auls führte Regie in einem unwirklichen Bühnenbild, das Felix Glawion schuf, Studierender der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. […]
Die Bühne wird von einem kalt blitzenden Neonrahmen umfasst; elektronisches Sounddesign (von Eagle Wu) wummert bedrohlich. Blitzende Lichtrahmen auch zur Linken und Rechten, darin schwarze Vorhänge. Hervor kommt eine Hand, die einen Telefonhörer hält, aus dem Befehle schnattern. […] Abgründe tun sich auf, in der Banalität. […] Raphael Jacobs hat die Darsteller in Kostüme gekleidet, fleischfarben, gleichförmig, amöbenhaft.

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Ludwigsburger Kreiszeitung
Uta Reichardt, 24. Jan 23
In seinem Einakter „Picknick im Felde“ setzt [Fernando Arrabal] mit den Mitteln des absurden Theaters das Absurde von Kriegen meisterhaft in Szene.

Zapos Mutter, herrlich gespielt von Larissa Pfau, hat nur Augen für die schmutzigen Hände des Sohnemanns und nur Ohren für die chillige Musik aus dem Transistorradio. […] Großartig, wie David Smith mit kindlich-naivem Gesichtsausdruck ins Schlachtfeld stolpert und sich ängstlich von Zapos Vater Hände und Füße verbinden lässt: „Bitte tun Sie mir nicht weh!“ […] Das ist komisch, und gerade diese kleinen, komischen Momente setzt die sehr junge „Schauspiel-Truppe“ – alle von ihnen studieren noch an der ADK – erstklassig um.

Von 50 intensiven Minuten bleiben beim Zuschauer mehr Fragen als Antworten zurück, mehr Sinnsuche als Sinnstiftung. Das grausam Banale von Kriegen ist überzeugend entlarvt, gerade durch die vermeintliche Naivität aller sechs Protagonisten. Regisseur Paul Auls inszeniert mit seinem jungen Team, das auch in Sound (Eagle Wu), Licht (Michael Frank), Kostüm (Raphael Jacobs) und Bühnenbild (Felix Glawion) überzeugt, den Horror des Kriegs ganz im Sinne Fernando Arrabals: Leichtfüßig und witzig, fast kindlich-verspielt, dabei aber ohne Ulk oder Flapsigkeiten, demaskiert er mit absurden Mitteln das Unmenschliche, Unerträgliche.

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Online Merker
Alexander Walther, 20. Jan 23
Der Soldat Zapo (facettenreich: Jonathan Fiebig) wird von seinen Eltern an der Front überrascht […]
Die Situation spitzt sich in der einfühlsamen Regie von Paul Auls immer mehr zu. Im Bühnenbild von Felix Glawion und den Kostümen von Raphael Jacobs werden die Personen mit ihren seelischen Konflikten deutlich sichtbar. Die Gesellschaft stellt sich auch die Frage, wie man Kriegsgefangene behandelt, ohne die angemessene Höflichkeit zu verlieren. […] Tabea Mewis und Larissa Pfau spielen einfühlsam und nicht ohne Ironie die stets besorgten Eltern von Zapo, der als Soldat ziemlich überfordert ist.

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