Mermaid Cut

Ein Kunstmärchen von Julian Mahid Carly nach Hans Christian Andersen
Nord
Dauer – ca. 1:20 Std, keine Pause
Uraufführung
Di – 06. Jul 21
In der queeren Utopie eines umweltbewussten, hypertoleranten und partybegeisterten Aquakönigreichs lebt die kleine Seejungfrau*. Bei einem Ausflug an die Meeresoberfläche verliebt sie sich in einen blondblauäugigen Prinzen. Von nun an will sie zu ihm und denen da oben gehören. Doch Herkunft, Klasse und Geschlecht unterscheiden die Seejungfrau* von den Landbewohnern. Sie ist fremd. Im Schönheitssalon der alten Meerhexe sucht sie Abhilfe. Schafft sie mit neuen, wunden Beinen den Aufstieg und findet das Glück?
Frei orientiert an dem Märchen von Hans Christian Andersen untersucht der Text von Julian Mahid Carly Gender und Genderdiskurse. Mit viel Humor und Selbstironie fragt er nach den Ursprüngen von Klassismus, Ausgrenzung und sprengt mit Leichtigkeit das binäre Geschlechtersystem.

Eine Kooperation mit der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg (ADK) und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (ABK)
Inszenierung und Text
Bühne und Kostüme
Musik
Tamara Bodden
Licht
Rainer Eisenbraun
Dramaturgie
Dramaturgische Beratung

Pressestimmen

Stuttgarter Zeitung
Sabine Fischer, 08. Jul 21
"... die Theaterfassung des Regisseurs Julian Mahid Carly nimmt den Stoff gekonnt auseinander, konfrontiert ihn mit sich selbst und bettet die Bestandteile anschließend in ein Gedankenspiel ein: Was wäre, wenn die kleine Seejungfrau nicht das Abbild der anzuhimmelnden Weiblichkeit, sondern – Gott bewahre – trans wäre?"

"All das hat in all seiner schrillen Überdrehtheit oft etwas angenehm Irritierendes. "Mermaid Cut" provoziert Momente des Aus-dem-Takt-Kommens, in denen man im Zuschauerraum aus bequemen Alltagswahrheiten gerüttelt wird. ... Sprachlich profitiert das Stück zudem enorm von seinen selbstironischen Popkultur-Referenzen: Disneys "Arielle die Meerjungfrau" bekommt einen Auftritt, ebenso Judith Butler und die Netflix-Serie "Queer Eye". All das wird auf der Bühne so schnell und rhythmisch realisiert, dass eine Energie entsteht, die spielend über knapp anderthalb Stunden trägt."

"Nur ein Happy End hat die Romanze hier nicht. ... Stattdessen gelingt der Inszenierung etwas anderes: die Darstellung einer ernstzunehmenden queeren Figur."

Zur vollständigen Kritik
Ludwigsburger Kreiszeitung
Arnim Bauer, 08. Jul 21
"Derart brandaktuelle Stücke bergen Gefahren, aber Carly entfernt sich weit genug vom Tagesgeschehen, nimmt die Poesie des Märchens auf und trägt sie weiter, so dass tatsächlich ein Stück entstanden ist, eine eher leise Geschichte auf einer Ebene, die Distanz von Thesen und Nähe zu Problemen schafft. Dabei erweist er sich als durchaus sprachgewandter Autor, arbeitet mit Texten, die phasenweise von Zitaten und Anspielungen getragen werden und entwirft so … eine tragfähige Story … . Locker verbindet Carly dabei Fragen zu Klassenunterschieden, Herkünften und Ausgrenzung mit der Geschlechterfrage.
Ein guter Ansatz, eine charmante Idee. Und zunächst darf sich der Zuschauer neben der sprachlichen Spritzigkeit dabei auch an einem äußerst munteren Bühnentreiben erfreuen. Carly sorgt mit seiner Inszenierung dafür, dass immer etwas los ist, hält seine Figuren in Bewegung und kann auch mit verblüffend einfachen Effekten manches erreichen."

SWR2
Cordelia Marsch, 07. Jul 21
"Ein kluges und unterhaltsames queeres Theaterstück"

"Die Debatte über Körper und Geschlecht läuft in der jungen Kunst- und Kulturszene auf Hochtouren. Der 24-jährige Regisseur Julian Mahid Carly greift diese auf intelligente und spritzige Weise in seinem Theaterstück "Mermaid Cut" auf."

Julian Mahid Carly im Gespräch mit Cordelia Marsch