Der Untergang der Titanic

von Hans Magnus Enzensberger
Nord
Dauer – ca. 1:20 Std, keine Pause
Premiere
Fr – 15. Okt 21
Am 14. April 1912 um 23:40 Uhr zerschneidet ein Eisberg den Rumpf der RMS Titanic und bringt in der Folge das größte Schiff der Welt zum Sinken. Von den 2201 Menschen an Bord können nur 711 gerettet werden, der Rest erfriert im eiskalten Wasser, das den auseinanderberstenden Koloss aus Stahl verschluckt.
In dreiunddreißig Gesängen umkreist Hans Magnus Enzensberger den Untergang der Titanic und mit ihm das Ende des bedingungslosen Fortschrittsglaubens. In seinem Rumpf birgt der Dampfer eine ganze Gesellschaft inklusive High Society, Mittelstandsbauch, Arbeiter:innen und blinde Passagier:innen. Immer tiefer steigen wir hinab unter Deck einer Zivilisation, die auf dem Wasser gebaut wurde und auf ständiges Wachstum angewiesen ist.
Man hatte geglaubt, das Schiff wäre unsinkbar und selbst wenn es sänke, wieviel Schiffe würden zeitgleich nicht sinken? Überhaupt gehe jede Innovation auf eine Katastrophe zurück und ein Eisberg sei weit und breit nicht zu sehen. Enzensbergers poetischer Text, den er in den krisengebeutelten Siebzigerjahren unter dem Eindruck von Wirtschaftskrise, Linksterrorismus, Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung schrieb, gewinnt heute an Brisanz. Wie beständig ist unsere global vernetzte westliche Welt, wenn die Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels akuter werden? Der Regisseur Nick Hartnagel fragt sich zusammen mit dem Abschlussjahrgang Schauspiel der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, was passiert, wenn wir uns plötzlich im Kollisionskurs mit der Natur wiederfinden.

Eine Kooperation mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
Inszenierung
Bühne und Kostüme
Musik
Dramaturgie

Besetzung

Wiktor Grduszak*
Natalja Maas*
Jonas Matthes*
Félicien Moisset*
Jakob Spiegler*
*Gäste*Guests

Pressestimmen

Stuttgarter Zeitung
Nicole Golombek, 18. Okt 21
"Der Versuch der Regie gelingt, das Pathetische des Textes zu reduzieren und eine katastrophische Heiterkeit zu inszenieren, dabei Gesellschafts- und Klimawandelkritik nicht zu vernachlässigen."

"Mit Federpuschel auf dem Kopf und golden glimmendem Ganzkörperanzug tanzen Natalja Maas und Jonas Matthes in einer fabelhaften Szene, die das Grauen durch ostentative Lässigkeit verstärkt, dem Untergang entgegen."

"Wie bereits die filmische Version, die aber auch die Coronapandemie und die Situation der Studierenden thematisierte, ist diese Inszenierung absolut sehenswert – nicht nur für Intendanten, die nach talentiertem Nachwuchs Ausschau halten."

Zur vollständigen Kritik
Fankfurter Allgemeine Zeitung
Kevin Hanschke, 19. Okt 21
"Ironisch seziert Hartnagel die kleinen und großen menschlichen Fragen vor dem Untergang."

"Bei Hartnagel wird das Prinzip von immer höher, immer schneller, immer weiter zur Nemesis. Gesteigert wird das durch eine eindrückliche Szene, in der Jakob Spiegler einen innovationsgläubigen Ingenieur im Pelz darstellt, der trotz des offensichtlichen Untergangs an der These von der Unsinkbarkeit des Schiffes festhält. Während er genüsslich sein Steak verzehrt, spricht er lachend vom Fortschritt der Menschheit. Im Hintergrund summt die Schiffskapelle ängstlich ihr letztes Lied."

Ludwigsburger Kreiszeitung
Arnim Bauer, 18. Okt 21
"Das Ensemble schafft es, aus den Texten Enzensbergers ein kurzweilig anzuschauendes Theaterstück zu machen, ohne dieselben zu beschädigen oder in ihrer Bedeutung zu schmälern."

"Mit sehr viel Einfühlungsvermögen wechseln die sieben ihre Perspektiven, harmonieren dabei ausgezeichnet und zeigen sowohl als Gesamtensemble wie auch in den kurzen Monologen, dass man sich alle künftig als vollwertige Schauspieler und Schauspielerinnen auf einer professionellen Bühne vorstellen kann."

"Der Zuschauer ist dabei hin- und hergerissen zwischen realistischen Einblicken und manchmal fast surrealen Exkursionen, wobei es dabei auf genau das richtige Maß ankommt, das aber hier getroffen wird."

Online Merker
Alexander Walther,
"Das Stück stellt den politischen Lyriker und scharfsinnigen essayistischen Polemiker Enzensberger grell heraus."
Zur vollständigen Kritik