LIFE CAN BE SO NICE

von Anne Lepper
Kammertheater
Dauer – ca. 1 Std, keine Pause
Uraufführung
Sa – 07. Jan 23
Mit einer reichen Frau und ihrem Geld lebt es sich leicht. „KISS ME ONCE, KISS ME TWICE, LIFE CAN BE SO NICE.“ Nicki hat das große Los gezogen. Aber auf einmal ist’s vorbei. Kein Versace, kein Armani mehr. Und: die Liebe ist dahin. Sie gehört einem anderen – nämlich dem Chor, dem gemischten Frauenchor. An ihn verschwendet Mary jetzt ihr Geld. Ein aufregendes Leben fordert sie, nicht einen gewöhnlichen Mann wie Nicki. „Itʼs a long way to happiness, a long way to go. But you gonna get there.“ Sie will die Trennung. Aus ist es mit dem schönen Leben in Saus und Braus. Und runter geht’s. Nicki steigt ab, von der Belle Etage ins Souterrain des Grandhotels, Fallhöhe pur. In der Küche ist der reiche Gast der arme Angestellte. Hier muss er nun zwischen Mehlstaub und Schnitzel schuften und schwitzen. Immerhin ist der Chor dabei, den hat er ihr nicht überlassen.
Das neue Leben aber ist so ermüdend, stellt Nicki fest. Der einfachste Weg nach oben geht über die Liebe, sagt Dirk von der Küchenbrigade. Die Sehnsucht ist eine reiche Frau. „Denn wir haben nichts zu verkaufen als uns selbst. Wir müssen reich werden, wenn wir aufhören wollen, zu arbeiten.“ Auf die Romantik kommt es nicht an, nur auf die Bilanz. Nicki bekommt einen Auftrag. Er muss Mary zurückgewinnen. Davon würden alle profitieren. Aber er will bleiben. Denn die Liebe gibt es auch hier, sogar ohne Geld ...

Anne Leppers neues Stück LIFE CAN BE SO NICE, das sie für das Schauspiel Stuttgart geschrieben hat, ist ein groteskes und böses Popmärchen über Arm und Reich, über Ausbeutung und Ausschweifung, über Liebe und Geld in kapitalistischen Zeiten.
Inszenierung
Kostüm
Komposition und Live-Musik
Dramaturgie

Besetzung

Cosima Aichele, Michael Brodbeck, Antonia Hoffmann, Linda Schrödter, Olena Shvab, Jenny Sprenger-Müller, David von Szilagyi, Julia Vetter, Deborah Yates, Kate Zhao
Der gemischte Frauenchor
*Gäste*Guests

Pressestimmen

Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten
Roland Müller, 09. Jan 23
Die Autorin, 1978 in Essen geboren, gehört zu den interessantesten Dramatikerinnen der neuen Generation. […] Neonfarben, Discosongs und Ballermann-Bohei verdecken nicht, dass die Autorin ihren Marx und Adorno mitsamt Kritischer Theorie gründlich studiert hat und jetzt überzeugend zur Anwendung bringen lässt.

Die Uraufführung […] ist mehr als nur nett. Sie bietet beste Unterhaltung mit grellem Scharfsinn.

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Nachtkritik
Thomas Rothschild, 08. Jan 23
Artifiziell sind die Sprache und die Form, brennend aktuell, wenngleich nicht neu, sind das Thema und die Aussage.

Zu den originellen Einfällen gehört die unkonventionelle Verwendung des Chors. Der "gemischte Frauenchor", der in einem einzigen Bett schläft, posiert nicht im Hintergrund und liefert keine Kommentare, sondern ist Teil der Aktion und greift in die Handlung ein. […] Der Chor erringt von Mary, was sie Nicki entzogen hat: Liebe und Geld. Ein Hauch von absurdem Theater weht herüber.

Autorin, Regisseurin und Ensemble haben dem […] Stuttgarter Publikum einen anregenden Abend beschert, der Theatralität und sprachliche Virtuosität nicht der Botschaft und der ehrenwerten Gesinnung opfert (und nicht vice versa). Es bedankte sich mit anhaltendem gemischtem Frauen-und-Männer-Applaus. Theatre can be so nice. Auf gut Deutsch: So schön kann Theater sein.

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Schwäbische Zeitung
Jürgen Berger, 11 Jan 23
Anne Lepper kann anspruchsvolle Lebenszusammenhänge […] derart raffiniert in Dialoge verpacken, dass man den Eindruck hat, ein Kind erkläre die Welt. Gleichzeitig sorgt sie mit Wortspielschleifen dafür, dass die Glücksversprechen einer merkantilen Moderne im Strudel einer absurden Komik verschwinden und wir einmal mehr verstehen, dass Liebe nicht satt und Geld nicht glücklich macht.
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