Die Welt im Rücken
Schauspielhaus
Ab Klasse 9
Dauer – ca. 1:45 Std., keine Pause
In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln
Premiere
Sa – 27. Sep 25
Sa – 27. Sep 25
Es beginnt mit einem Verlust. Dem Verlust von Büchern, von vielen, sehr vielen Büchern, einer ganzen Bibliothek. Wie es dazu kam, dass einem Schriftsteller seine ganzen Bücher verloren gingen – davon und von noch viel mehr erzählt Thomas Melle in seinem Roman Die Welt im Rücken. Es ist die Chronik einer bipolaren Erkrankung, das fesselnde und atemberaubende Manifest eines schreibenden Ichs. Melles Roman ist eine literarische Wucht, poetisch, hochkomisch, dramatisch, präzise.
Das Leben als Rausch, als Party, als Superstar mit Höhenflügen, Allmachtfantasien und dem Absturz ins Bodenlose, in die Stille, in die Leere, und das Nichts … Dann, ganz langsam, ein leiser, zaghafter Neubeginn. Die Manie wechselt in die Depression, in eine Phase der Normalität und wieder in die Manie … Auch das Schreiben hält nicht inne – es versucht, das, was passiert, schonungslos in Sprache festzuhalten, des Ungeheuerlichen habhaft zu werden, es in ein Verhältnis zu setzen. Thomas Melle erzählt von der Versehrtheit eines Ichs, das sich zwischen Selbstkonstituierung, Erinnerung und Auslöschung nirgendwo einrichten kann. Da darf auch Arno Schmidt nicht fehlen: „Die Welt der Kunst und Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare.“
Das Leben als Rausch, als Party, als Superstar mit Höhenflügen, Allmachtfantasien und dem Absturz ins Bodenlose, in die Stille, in die Leere, und das Nichts … Dann, ganz langsam, ein leiser, zaghafter Neubeginn. Die Manie wechselt in die Depression, in eine Phase der Normalität und wieder in die Manie … Auch das Schreiben hält nicht inne – es versucht, das, was passiert, schonungslos in Sprache festzuhalten, des Ungeheuerlichen habhaft zu werden, es in ein Verhältnis zu setzen. Thomas Melle erzählt von der Versehrtheit eines Ichs, das sich zwischen Selbstkonstituierung, Erinnerung und Auslöschung nirgendwo einrichten kann. Da darf auch Arno Schmidt nicht fehlen: „Die Welt der Kunst und Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare.“
Content Note
In dieser Inszenierung werden manische, depressive und suizidale Episoden künstlerisch dargestellt sowie Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken thematisiert.
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Musik
Choreografie
Outside Eye
Licht
Dramaturgie
... Paulina Alpen spielt wie besessen, mit übermenschlicher Energie, wenn Melle einen manischen Schub hat oder aber in der Depression in Traurigkeit versinkt. Und sie schafft den Spagat, dabei immer glaubhaft zu bleiben. Anrührend ist das, nie voyeuristisch. …
… Das Stück schafft es, etwas eigentlich Unbeschreibliches greifbar zu machen. Alpens Spiel, Bihlers dystopische Inszenierung, Musik und Bühnenbild sind zu einem fulminanten Ganzen verwoben, das sich mit allen Emotionen und starken Bildern tief eingräbt ...
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… Lucia Bihler ist derzeit eine der gefragtesten Regisseurinnen an den großen Theatern – und man versteht sofort, warum. Sie schlachtet die irrwitzigen Handlungen dieses Fehlgeleiteten nicht voyeuristisch aus, sondern lässt subtil Ambivalenzen und Abgründe anklingen …
… [Es] ist ein starker Theaterabend herausgekommen, dessen Figuren an die Commedia dell’Arte erinnern ... Immer wieder blitzt auch trauriger Humor durch …
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… Genial ist das Timing, mit dem Lucia Bihler die Erregungszustände ... variiert. … Paulina Alpen spielt das vielseitig und bravourös, und auch das körperlich und als gelegentlicher Stichwortgeber virtuose Spielersextett aus Tim Bülow, Pauline Großmann, Felix Jordan, Mina Pecik, Karl Leven Schroeder und Silvia Schwinger hat brillante Bühnenpräsenz. Es ist ein sinnlich packendes Theater … Grandios …
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… Es ist ein im Wortsinn schrill ver-rücktes, aber gerade deshalb stimmiges Ambiente, in dem Paulina Alpen als Thomas Melle agiert. …
… die Hauptdarstellerin liefert sich mit Energie und Präsenz diesem Schleudergang von Kopf und Seele aus.
Kein Wort des Zwei-Stunden-Monologs verrutscht ihr, kein Blick, keine Geste: Die sich bis zur Erschöpfung verausgabende Paulina Alpen ist in ihrer Tollheit die Entdeckung des Abends. Und die Regisseurin beschert dem Schauspiel mit ihrem eigenwilligen Zugriff auf die Krankengeschichte einen starken Spielzeitstart. …
Exzesse, Abstürze, Scham, Selbstmordversuche: Alpen eignet sich Melles Leidensgeschichte in einem ergreifenden Solo an – das strenggenommen keines ist. Weil die Regie die Bühnenfigur Melle vervielfacht, um von einer monologischen Situation immer wieder in ein situativeres Spiel zu kommen. …
… Der Schmerz darüber, dass ein bürgerliches Leben unmöglich ist, dass Medikamente helfen, jedoch aufschwemmen und betäuben, macht betroffen an diesem Abend – der auch für Lacher sorgt. … Ein tragikomischer Horrortrip, der einen nicht kalt lässt.
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Ganz so poppig bleibt der Abend dann nicht. Die Vorlage ist schließlich eine Achterbahnfahrt …
… die abrupten Wechsel [geben] Paulina Alpen den Raum für eine atemberaubende Performance. In einer Sekunde schwingt sie als manischer "Ich bin die Party"-Drecksack den Baseball-Schläger, im nächsten Moment kauert sie verängstigt auf dem Sofa und lauscht dem Neuronen-Chaos. Klar überkandidelt, ihre Figur dreht ja auch durch. Aber nie mehr überdreht, als es die Rolle erfordert. Klar und verletzlich in den ruhigen Momenten, beängstigend unangenehm anzuschauen in der Manie. Immer mit vollem Körpereinsatz. Gestik, Mimik, Bewegung in einem aufgeplusterten Kostüm – in einem Stück über bipolare Störung zentrale Mechanismen, die darstellerisch aber schnell peinlich werden können. Paulina Alpen nimmt man Thomas Melle jedoch in jeder Sekunde all seiner psychischen Aggregatzuständen ab.
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Auf der Bühne agiert das Ich des Autors, meist umgeben von sechs weiteren, dissoziierten Alter Egos. … Paulina Alpen verkörpert das zentrale Autoren-Ich als ruhelose Seele: zerrissen zwischen Höhenflügen und Klinikabstürzen, Selbstüberschätzung und Scham.
Wie diese Ich-Truppe manchmal auseinander stiebt und sich wieder neu formiert, bringt Comic- und Slapstick-Humor ins Spiel. …
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