Hitze

Nach dem Roman „La Chaleur“ von Victor Jestin,
erschienen bei Editions Flammarion
Aus dem Französischen von Sina de Malafosse

Nord
Dauer – ca. 1:15 Std, keine Pause
Premiere
Di – 19. Jul 22
„In siebzehn Jahren hatte ich kaum eine Dummheit begangen. Diese hier war schwer zu begreifen.“ Die Hölle ist für jede:n etwas anderes. Für den siebzehnjährigen Léonard ist es der Campingurlaub mit seiner Familie an der französischen Atlantikküste. Während alle einen Sommer mit rekordverdächtigen Temperaturen genießen, fühlt sich Léo der Welt um sich herum fremd. Er bleibt ein Außenseiter und Beobachter. Während seine Altersgenoss:innen trinken, feiern und nach einer Sommerliebe suchen, streift Léo alleine durch die Dünen. Auch sein einziger Freund Louis hat nur das Ziel, Mädchen auf Tinder aufzureißen. Die einzige, zu der sich Léo hingezogen fühlt ist Luce. Die hat aber auf der letzten Party Oscar geküsst.
Doch eine Nacht verändert schlagartig alles. Durch Zufall wird Léonard Zeuge, wie Oscar auf dem Spielplatz Selbstmord begeht. Léo greift nicht ein, verharrt in der Position des Beobachters. Von diesem Moment an ist da ein Gefühl von Schuld. „Oscar ist tot, weil ich ihm beim Sterben zugesehen habe.“ Gleichzeitig beginnt Luce endlich Interesse an ihm zu zeigen, und Léo kämpft mit immer stärkeren gegensätzlichen Gefühlen, die ihn zunehmend um den Verstand bringen.
Victor Jestin hat mit Hitze einen flirrenden Debütroman geschrieben. Auf den Spuren von Albert Camus kreist diese Coming-of-Age-Geschichte um die Frage, warum wir handeln wie wir handeln und warum es nicht immer eine Erklärung dafür gibt. Mit einer dichten und klaren Sprache macht Jestin die Hitze des französischen Sommers nahezu greifbar und stellt die existenzialistische Frage, wo Unschuld aufhört und Schuld anfängt.
Inszenierung
Kostüme
Licht
Rainer Eisenbraun
Dramaturgie

Pressestimmen

Stuttgarter Zeitung
Thomas Morawitzky, 21. Jul 22
"Till Krüger spielt Léonard, der schüchtern ist, am liebsten klassische Musik hört, sehr eindrucksvoll; er erzählt seine Geschichte gequält oder apathisch, mit hängenden Armen. In Luces Gegenwart jedoch scheint das schreckliche Ereignis vergessen, wird er wieder ganz zum unsicheren Teenager."

""Hitze" zeigt eine fiebrige, oberflächliche Welt, die unversehens, erst noch unbemerkt, in einen Abgrund kippt. Léonard wird durch Oscars Tod von ihr abgeschnitten, findet ganz zuletzt erst, im Geständnis, zu sich selbst zurück. Zuvor kreist diese Welt beängstigend um ihn – er attackiert Louis, schlägt mit der Schaukel nach ihm, in einer explosiven Szene, Louis stürzt – hat er nun auch ihn getötet? Lichterketten flammen auf, senken sich auf die Bühne herab: dramatischer Höhepunkt eines Stückes, das ganz von seinen starken Darstellern lebt."

Zur vollständigen Kritik
Online Merker
Alexander Walther, 20. Jul 22
"Die Philosophie des Absurden steht hier deutlich im Zentrum des Geschehens und beherrscht auch das Bühnenbild, das sich zuletzt dreht und in sich zusammenfällt. Seelische Vorgänge werden in die subtile visuelle Bildsprache übersetzt."

"drei versierte[] Darsteller Cora Kneisz, Till Krüger und Marius Petrenz"

"dichte und auch packende Inszenierung"

"Insgesamt überzeugt die Inszenierung … aufgrund des spieltechnischen Feuers und der Klarheit der Aussage. Die Angst der Jugendlichen vor dem sexuellen Versagen kulminiert in einem absurden Leistungsprinzip, dem sie nicht gewachsen sind."

Zur vollständigen Kritik
Nachtkritik
Thomas Rothschild, 20. Jul 22
"Cora Kneisz, Marius Petrenz und allen voran Till Krüger als Léonard erweisen sich als talentierte Schauspieler*innen und souveräne Sprecher*innen, auf deren weitere Entwicklung man neugierig sein kann."