City X

Fragmente eines Krieges (UA)
Eine Audioführung von Gernot Grünewald
Mit Texten von Luda Tymoshenko und Maryna Smilianets
Übersetzung von Lydia Nagel
Treffpunkt Foyer Schauspielhaus
ab 16 Jahren
Dauer – ca. 80 Min., keine Pause
Premiere
Sa – 06. Mai 23
Seit Russlands Angriff auf die Ukraine ist das Thema Krieg in Europa so präsent wie seit langem nicht. Doch trotz der Vielzahl erschreckender Berichte und grauenvoller Bilder, die uns über Nachrichten und soziale Medien erreichen, bleibt den meisten das Gefühl konstanter akuter Bedrohung, einer Kriegswirklichkeit, die den Alltag schlagartig und radikal verändert, seltsam fremd.
Ausgehend von Berichten aus ukrainischen Städten, den Erzählungen derer, die sie verlassen mussten und derer die geblieben sind, den Biographien, die gezeichnet sind von sowjetischer Herrschaft und dem Kampf um die bis heute angefochtene Unabhängigkeit, schreibt City X diese Erfahrungen in den Stuttgarter Stadtraum ein und projiziert eine Kriegswirklichkeit auf unseren tagtäglich erlebten Frieden. Vor dem Hintergrund der vertrauten urbanen Kulisse werden die Veränderungen im Alltag einer vom Krieg gezeichneten Stadt und im Leben ihrer Bewohner:innen für die Betrachtenden nachfühlbar. So wird die City X wie durch Mehrfachbelichtung zu einem Ballungsraum der diversen und divergenten Lebensumstände unserer Zeit.
Zusammen mit den ukrainischen Autorinnen Luda Tymoshenko und Maryna Smilianets, welche derzeit als Artists in Residence am Schauspiel Stuttgart arbeiten, kreiert Regisseur Gernot Grünewald einen parallelen Erfahrungsraum, der uns ein tieferes Verständnis für die Schicksale der Betroffenen ermöglicht und uns die Zerbrechlichkeit des europäischen Friedens vor Augen führt.

Mit freundlicher Unterstützung des Studio Amore
Die Veranstaltung ist nicht barrierefrei.
Bitte beachten Sie, dass keine Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen.
Die Zuschauer:innen nehmen einzeln an der Führung teil.
Good understanding of the German language is a prerequisite for following the audio tour.
Увага! Знання німецької мови є обов'язковою умовою для проходження аудіотуру.
Um der Audioführung folgen zu können, ist ein gutes Verständnis der deutschen Sprache Voraussetzung.

Content Note

In dieser Inszenierung werden Kriegserfahrungen auf sprachlicher und darstellerischer Ebene
thematisiert.
У цій виставі досвід війни тематизується на мовному та перформансному рівнях.

Die Inszenierung spielt teilweise in geschlossenen, abgedunkelten Kellerräumen.
Вистава частково відбувається у закритих, темних підвальних приміщеннях.

Inszenierung
Raumkonzept
Mitarbeit Kostüme
Komposition & Sound Supervision
Sounddesign
Assistenz Sounddesign
Ava Chisholm
Produktionsleitung
Marc Döbelin

Besetzung

Inessa Demchenko
Darsteller:in
Varvara Denysiuk
Darsteller:in
Valeria Diadiukh
Darsteller:in
Yuliia Dzhola
Darsteller:in
Vitalii Kamskov
Darsteller:in
Inna Kerusova
Darsteller:in
Iryna Movsumova
Darsteller:in
Iuliia Myroniuk
Darsteller:in
Valentina Serhieviev
Darsteller:in
Volodymyr Serhieviev
Darsteller:in
Olha Sushko
Darsteller:in
Mariia Svynar
Darsteller:in
Valentyna Uliasheva
Darsteller:in
Daryna Zinova
Darsteller:in
Iryna Zamora
Darsteller:in
*Gäste*Guests

Pressestimmen

Stuttgarter Zeitung
Roland Müller, 08. Mai 23
[Die 77-jährige Ukrainerin] Nadja, gesprochen von Gabriele Hintermaier, ist die nüchterne Erzählerin in der beklemmenden … Audioführung von Gernot Grünewald mit Texten von Luda Tymoshenko und Maryna Smilianets. … was ihrer Prosa auf jeden Fall gelingt: Sie zeigt den Krieg als Monster, das alles an sich reißt, sich in den Alltag der Menschen, in ihr Denken und Handeln, in jede Faser ihres Körpers frisst …

Es folgt … eine Odyssee durch eine Vielzahl enger, muffiger, finsterer, mit Funzeln oder Kerzen ausgeleuchteter Zellen, in denen nun – leibhaftig – stumme Darstellerinnen wie Spukgestalten nachvollziehen, was in den Kellern von Kiew bis Charkiw passiert, während über ihnen Putins Bomben einschlagen. … Und während wir einsam durch diese gespenstische, anderswo aber erschreckend reale Parallelwelt irren, fühlen auch wir uns von den Dämonen des Kriegs verfolgt und überwältigt, so beängstigend präzise hat Gernot Grünewald die Audioführung durch den Untergrund eingerichtet. … Der Schrecken, den Russlands Krieg über die Menschen in der Ukraine bringt, wird fassbarer als in jeder Fernsehreportage. Hingehen, sofern man über 16 ist. Das ist die nachvollziehbare Altersempfehlung des Theaters.

Zur vollständigen Kritik
Online Merker
Alexander Walther, 07. Mai 23
… die beklemmenden Details [verdichten sich] immer mehr. Und der Zuschauer ist während der Vorstellung ständig gefordert, muss den Anweisungen der Erzählerin minuziös folgen, kommt nicht zur Ruhe.
Diese ständige Anspannung ist … gewollt, sie lässt den Betrachter nicht mehr los. Die Menschen müssen lernen, in dieser Absurdität zu überleben. Dazwischen ertönen immer wieder grelles Sirenengeheul, hektische Stimmen, Schritte, Aufregung, Gelächter, Chorstimmen (Sounddesign: Marian Hepp). Man sieht hier ganz unterschiedliche Frauen, die erschöpft im Bett liegen oder sich für ihre Hochzeit vorbereiten. Die Darsteller … lassen das Geschehen sehr plastisch Revue passieren. … Durch diese Dokumentation wird die Tragödie in die künstlerische Form überführt. Und es gibt kaum dramaturgische Brüche. Die einzelnen Szenen gehen nahtlos ineinander über. Durch die permanente Entfernung vom Theaterraum ergibt sich für den Zuschauer aber eine neue Situation. Er muss erst lernen, damit umzugehen ...

Zur vollständigen Kritik

Autorin Luda Tymoshenko über die Audioführung

SCHLAGLICHT – Gesellschaftsthemen auf der Bühne

Eine Kooperation von SWR2 mit dem Schauspiel Stuttgart